Gerd Heinemann, der von 1972 bis 1977 Westerbecks Feuerwehr leitete, ist mit 87 Jahren der Älteste am Kaffeetisch. Mit seiner Amtsübernahme erlebte die Feuerwehr einen starken Aufschwung, zunächst als Gemeindebrandmeister der damals noch eigenständigen Gemeinde Westerbeck ab 1972 und nach der Gebietsreform ab 1975 dann als Ortsbrandmeister. „Zusammen mit mir sind damals viele junge Leute nachgerückt, die bereit waren, Verantwortung zu übernehmen“, berichtet er. Das prägendste Erlebnis seiner Amtszeit war zweifellos die Waldbrandkatastrophe 1975: „Das war richtig hart. Ich hatte ja gerade frisch angefangen und noch so gut wie keine Ahnung.“
Nachfolger Rüdiger Schreiber konnte gleich mit seinem Amtsantritt 1977 einen Rekord verbuchen: „Ich war mit meinen 23 Jahren damals der jüngste Ortsbrandmeister in ganz Niedersachsen“, sagt er. In Dienst gestellt wurde unter seiner Führung einer der treuesten auch heute noch aktiven Kameraden: der inzwischen 46 Jahre alte Unimog vom Typ TLF 2000.
Bernhard Ludewig übernahm Schreibers Posten 1988. Unter seiner Führung traten erstmals auch Westerbecker Mädchen in die Jugendfeuerwehr ein. Man besiegelte im Mai 1992 die ungebrochen lebendige Partnerschaft mit der Feuerwehr Neuferchau. Und nicht zuletzt „haben wir auch das Gerätehaus erweitert“, sagt er. Möglich war das nur, weil die Feuerwehrkameraden um Gerd Heinemann beim Bau des ursprünglich eingeschossigen Gerätehauses so weitsichtig waren, gegen großen Widerstand eine Betondecke durchzusetzen. „Eigentlich sollte nur eine einfache Holzdecke drauf“, erinnert er sich. Die hätte späteres Aufstocken verhindert.
Jörn Milkereit sorgte ab der Jahrtausendwende als Ortsbrandmeister dafür, dass der Fahrzeugpark „ein Mal komplett erneuert“ wurde. Man baute eine dritte Fahrzeugbox ans Gerätehaus an - vollständig in Eigenleistung wohlgemerkt: „Gerd Heinemann und Martin Milkereit haben damals fast 11.000 Euro Spenden dafür gesammelt“, ist er heute noch dankbar für die enorme Unterstützung der Feuerwehr aus dem ganzen Dorf. „Es war ein Kraftakt. Aber dank unseres starken Zusammenhalts haben wir es hinbekommen“, betont Jörn Milkereit.
Carsten Lehrke rückte an die Spitze der Westerbecker Feuerwehr 2014 auf. Unter seiner Führung erlebte sie den größten Mitgliederzuwachs ihrer 102-jährigen Geschichte - und zwar in allen Bereichen: Jugend, Aktive, Fördernde. Zum 1. Oktober dieses Jahres hat Lehrke sein Amt an Henric Schreiber übergeben. Der 28-Jährige hat zum Zeitpunkt des Erfahrungsaustausches in seiner neuen Funktion noch keinen Einsatz absolviert: „Unter meiner Führung ist eben alles sicher“, kommentiert er das mit einem Augenzwinkern.
Einig sind sich die versammelten 52 Dienstjahre als Ortsbrandmeister darin, dass die ehrenamtliche Arbeit immer schwieriger wird. Zwar musste man auch in den 1970er Jahren Fahrtenbücher und Co. führen, „die Einsatzdokumentation ist heute aber viel aufwändiger“, sagt Milkereit. Bürokratie pur. Hinzu komme das zunehmend aggressive Verhalten von Autofahrenden. „Dass da ein Fahrzeug mit Blaulicht auf der Straße steht, interessiert niemanden mehr“, berichtet Milkereit von schimpfenden und hupenden Autofahrenden, die sich rücksichtslos selbst durch abgesperrte Einsatzorte drängeln.
Aufgestellt ist Westerbecks Feuerwehr aktuell sehr gut. „Seit Jahresbeginn sind sieben Aktive neu eingetreten. Unser Altersschnitt ist sehr niedrig“, weiß Henric Schreiber. Mittlerweile gewinne man Nachwuchs für den aktiven Dienst zu einem großen Teil mittels Quereinstieg, früher kam er fast ausschließlich aus der Jugendfeuerwehr. Zu verdanken sei diese Entwicklung der heutzutage deutlich höheren Qualität in der Ausbildung und natürlich auch der „außerordentlich guten Kameradschaft. So etwas spricht sich eben herum“, sagt Mikereit.
Klar ist: „In der heutigen Westerbecker Feuerwehr findet sich die Handschrift von jedem von uns Ortsbrandmeistern der vergangenen 52 Jahre ein Stück weit wieder“, fasst er es zusammen. Milkereit und die übrigen Ex-Ortsbrandmeister sind sich sicher, dass Henric Schreiber, der zuvor bereits zehn Jahre lang Führungsaufgaben in Orts- und Gemeindekommando wahrgenommen hat, die positive Entwicklung der Westerbecker Feuerwehr fortsetzen wird.