Ja – und nein. „Zu uns kommen momentan vermehrt Menschen mit grippalen Infekten“, sagt Thorsten Stoye von der Gifhorner Aller-Apotheke. „Grippe ist eine Virus-Erkrankung. Und da ist derzeit kein Mangel bei den Medikamenten in Sicht. Auch mit den wegen Grippe nachgefragten Mittel gegen Schmerzen und Fieber sind wir versorgt.“ Anders sehe es dagegen aus, wenn ein bakterieller Keim zur Virus-Erkrankung dazu komme. „Zum Beispiel bei einer bakteriellen Lungen- oder Mandelentzündung.“ Dann würde oft Antibiotikum benötigt - und da gebe es eben besagte Lieferengpässe.
Doch wie ist eigentlich die aktuelle Lage in Sachen Medikamentenverfügbarkeit? Zum Vergleich ein kurzer Rückblick: Fehlende Kinderarzneimittel, Antibiotika, Krebsmedikamente: Im Sommer 2023 zieht die Bundesregierung auf Initiative von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Notbremse und verabschiedet ein Lieferengpassgesetz. Dadurch soll die Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten sichergestellt werden. Im Dezember 2023 gibt es auf der Liste der Lieferengpässe des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte immer noch 513 Einträge. Im Sommer 2024 beklagen die Apotheker im Kreis immer noch Lieferengpässe unter anderem bei Herzmitteln, Ibuprofen-Saft, Osteoporose- und Asthmamitteln.
Aktuell sind wieder 464 Medikamente in der Liste verzeichnet. „Bei Osteoporosemitteln ist aktuell die Lage entspannt. Aber bei Asthmamitteln ist sie katastrophal, vor allem bei Notfallsprays. Nach wie vor schlecht läuft es bei Blutdruck- und Herzmitteln. Augensalben sind seit einem Jahr nicht zu bekommen, bei Hautcremes gibt es auch Lieferengpässe“, erklärt Thorsten Stoye. „Das Lieferengpassgesetz von Karl Lauterbach bringt nichts. Und ich habe Sorge, dass sich da auch langfristig nichts dran ändern wird.“
Dass das Lieferengpassgesetz „nichts bringt“, sagt auch Elena Regner. Sie betreibt in Gifhorn die Mühlen- und die Lilien-Apotheke. Auch sie unterscheidet bei ihrem Blick auf Lieferengpässe bei Medikamenten zwischen der „echten Grippe“, die durch Viren ausgelöst wird, und bakterielle Erkrankungen. „Bei der Bekämpfung der Symptome bei der Grippe wie Schmerzen und Fieber sind wir gut versorgt. Da wird es nach meiner Einschätzung auch keine Engpässe geben, wenn der Höhepunkt der Grippesaison erreicht ist.“
Bei der Versorgung mit Antibiotika, um bakterielle Erkrankungen zu bekämpfen, sehe das aber schon anders aus. „Das ist teilweise knapp“, betont Regner. Und wo es derzeit einen wirklichen Engpass gebe, sei Kochsalzlösung. Schlecht, weil die beispielsweise auch bei einer Grippe zum Inhalieren genommen werden kann. „Kochsalzlösung kommt aus dem Ausland, vor allem aus Asien. Da haben wir im Moment die Situation, dass Verpackungsmaterialien fehlen oder es technische Probleme in den Fabriken gibt. “