Der 48-jährige Lehrer für Deutsch und Geschichte kam nach eigenem Bekunden „durch Zufall“ auf das Format Podcast: „Bei einer Fortbildung im Phaeno. Bevor ich’s meinen Schülern vorstelle, wollte ich es erstmal selber ausprobieren.“ Eine Idee erblickte das Licht der Welt, Rückenwind gab Winter die positive Rückmeldung der Archivgruppe des Museums- und Heimatvereins.
Gemeinsam kam man auch auf den Namen, der sich auf die Jahreszahl der ersten urkundlichen Erwähnung der Burg Brome bezieht - und Raum gibt für die Geschichte(n) der Altmark-Dörfer sowie neben dem von Bartenslebener auch dem einst markbrandenburgischen Adelsgeschlecht von der Schulenburg.
„In der Pipeline“ hat Winter deshalb auch schon die Podcast-Folge „Zollbrote und Grabeneimer“ zur Zollfreiheit im Bereich des Gerichts Brome durch Quellenstudium in Archiven in Magdeburg. Fertig produziert sind insgesamt schon sechs Podcasts, darunter der zu „Krügen (Gaststätten) in Brome“ sowie der Geschichte des „Boldam am Katloch“ (bei Croya). Die süffige Folge über Bierbrauer in Brome muss noch eingesprochen werden.
Besagtes Quellenstudium betreibt Jens Winter für die Beiträge natürlich nicht nur in externen Archiven, sondern auch in dem des Museums- und Heimatvereins (MHV) Brome, dem er seit 15 Jahren vorsteht, und das über „zigtausende Unterlagen“ verfügt: „Viel aus Brome vom 18. bis 20. Jahrhundert. Allein daraus könnte man für 100 Jahre Podcasts machen.“ Zumindest, wenn er die avisierte Schlagzahl von einer Veröffentlichung pro Monat beibehält.
„Mehr wäre zu viel“, meint der Podcaster, der erfahren hat, dass die reine Produktion einer Folge - ohne Recherche-Aufwand, nur einsprechen und schneiden - etwa fünf Stunden in Anspruch nimmt. Die online gestellte Teilung Voitzes (durch eine Landesgrenze) von 1337 - ein ähnliches Schicksal ereilte auch andere Orte wie Ehra-Lessien, Grußendorf oder Stüde - hat „als Versuchsballon” lediglich eine Spieldauer von fünf Minuten. Folgende Folgen haben im Schnitt die dreifache Länge.
Fertige Episoden stellt Winter der Archivgruppe als „Vorabversion“ zur Verfügung, auf dass „Fehler“ gefunden und eliminiert werden. Um Podcasts in ansprechender Form erstellen zu können, hat sich der Autor und Sprecher Equipment für Audioproduktionen zugelegt: neben Headset mit Mikrofon ein Rodecaster Pro II, das über Sound-Effekte und ein gerüttelt Maß an KI verfügt.
Finden kann man die historischen Einblicke auf Spotify oder man googelt einfach „1203 Podcast Brome“ und stößt auf andere Portale, die sie vorhalten. Um die Produktionskosten gering zu halten, wurde ein Anbieter gewählt, dessen Dienste kostenlos sind, der dafür aber vor und nach dem eingesprochenen Wort Werbung schaltet: „Das ist ein bisschen nervig”, räumt Winter ein, dass dies vielleicht noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist.
Genauso wenig wie das solitäre Einlesen von Texten, ein munteres Hin und Her zwischen zwei thematisch bewanderten Sprechern sei durchaus erstrebenswert. Das Fazit zum Versuchsballon lautet aber erstmal: „Erfreulich viele Klicks und ein gutes Feedback.“ Jens Winter hofft, dass der heimatgeschichtliche Podcast auch dem MHV „mehr Öffentlichkeit“ und letztlich neue, möglicherweise jüngere Mitglieder beschert.