Kai Emmerich arbeitet seit zwei Jahren an Lösungen für das auf seine vom Durchgangsverkehr abhängige Metzgerei zukommende Problem. Doch er kann es wenden wie er will: Er rechnet mit 80 Prozent weniger Umsatz in seinem Ladengeschäft. „Dass es gemacht werden muss, ist klar“, sagt er über die Baustelle. „Aber dieser Umsatzverlust kommt auf uns zu.“
Weiter nördlich im Ort befürchtet auch Manuela Klaus von der Bäckerei das Schlimmste. Auch ihr Geschäft lebe zu 80 Prozent vom Durchgangsverkehr. „Die Kunden werden nicht mehr kommen.“
Die Erreichbarkeit der Geschäfte für Kunden und Lieferanten ist auch aus Sicht von Bürgermeister Hermann Schölkmann ein wesentlicher Punkt. Ihm sei klar: Die Zuwegung über die Baustelle werde eine täglich neue Herausforderung sein. Zusätzlich überlege die Gemeinde, Kunden von Emmerich und NP-Markt durch den Ort zum Festplatz zu lenken.
Doch mal eben entschieden sei das auch nicht, denn der Verkehr müsse im engen Ortskern an Kita und/oder Schule vorbei. „Wir müssen gucken, wie das geht.“ Zumindest laufe die Sanierung über zwei Bauabschnitte: zunächst von der nördlichen Ampelkreuzung bis zum Schnitzelhaus, dann der zweite - und kritischere - Bauabschnitt vom Schnitzelhaus bis zum südlichen Ortsausgang.
Die Bauabschnitte helfen den Geschäftsleuten eher weniger, sagen Emmerich und Klaus. Wenn der Durchgangsverkehr weg sei, sei er eben weg. Emmerich kann sich noch gut an die Sperrung der B4 außerorts vor einigen Jahren erinnern: „Es war Totentanz.“ Und das in bester Grillsaison.
Auch Manuela Klaus ist skeptisch. „Wir kriegen jede Woche einen 40-Tonner, der uns beliefert.“ Und mit der Erreichbarkeit von Grundstücken während einer Bauphase habe man in der Straße Masch keine guten Erfahrungen gemacht.
Von den Offiziellen fühlen sich Emmerich und Klaus allein gelassen. Sie kritisieren mangelhafte Kommunikation. Für Emmerich steht fest: „Wir müssen hier ohne Hilfe klarkommen.“ Während Klaus „noch keinen Plan B“ hat, steht für ihn fest, dass er sein Geschäft nicht schließen wird. Aber auch: „Wir müssen uns was einfallen lassen.“ Wenigstens beliefere er mit seinen Waren auch Supermärkte in der Region, sei also nicht nur auf sein Ladengeschäft angewiesen.
Während die Geschäftsleute in Rötgesbüttel den Durchgangsverkehr also schmerzlich missen werden, haben Anwohner einschlägiger Schleichrouten ganz anderen Kummer mit der geplanten Großbaustelle in Rötgesbüttel. Ob Ohnhorst, Wasbüttel oder Isenbüttel: Dort blickt man mit Argwohn auf die bevorstehende Vollsperrung. Ebenso in Leiferde und Hillerse. Der Hotspot allerdings dürfte wieder einmal Ribbesbüttel werden.
Vor allem in der Heerstraße, die Abkürzung schlechthin innerorts, ergreift die Anwohner das kalte Grauen beim Gedanken an mehrere Tausend Fahrzeuge täglich, und das auch noch über einen so langen Zeitraum. Sie sehen die Gemeindestraße am Ende völlig zerfahren. „Dann ist die hin“, heißt es aus Anwohnerkreisen. Zahlen dürften dafür sie selbst, denn in der Gemeinde gebe es noch Straßenausbaubeiträge. „Das würde viele an die Grenze bringen.“ Die Entschlossenheit wächst offenbar, das Durchfahren für den Umleitungsverkehr möglichst unattraktiv zu machen. Etwa mit parkenden Autos - womit Ribbesbüttel Erfahrungen hat.
Eine Anruf-Schranke, die nur Anwohner durchließe, schlägt Schölkmann seinem Kollegen Hans-Werner Buske als Lösung für die Heerstraße vor. „Die Idee finde ich gut“, sagt Buske. Es gebe allerdings ein dickes Aber: Er müsse nicht nur an die Heerstraße, sondern auch an die Dorfstraße denken. Dieser wäre mit der Sperrung der Heerstraße ganz und gar nicht geholfen. Was Buske den Anwohnern der Heerstraße zusichern kann: Sobald die Witterung mitspiele, kommen Bodenschwellen und Verschwenkungen als Tempobremsen.