Die Polizei geht bei beiden Bränden von voneinander unabhängigen Einzelfällen aus. Ein möglicher Zusammenhang werde dennoch geprüft. Die Höhe des Sachschadens für den Brand im Schützenheim schätzt die Polizei auf rund 500.000 Euro ein. Eine Brandstiftung hält sie jedoch in diesem Fall für unwahrscheinlich. „Wir gehen von einem technischen Defekt aus“, sagt Nowak.
Die Spurensicherung sei im Schützenheim soweit abgeschlossen, wobei die Polizei noch einmal gemeinsam mit einem Gutachter das Gelände besichtigen werde. Wie es aktuell um die Spurensicherung im Kino steht, verrät der Sprecher aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Nach wie ist die Polizei jedoch auf der Suche nach Zeugen, die den Vorfall beobachtet haben.
Stadtbrandmeister Matthias Küllmer verweist bei der Frage nach der Ursache für die beiden Brände auf die Polizei. Hintergrund sind die beiden Großbrände, die innerhalb kürzester Zeit in Gifhorn stattfanden. Auf den Brand des Gifhorner Schützenheims in der Nacht zum Ostersonntag folgte das Feuer im Kinocenter in der Nacht zu Mittwoch vergangener Woche. Unzählige Einsatzkräfte der Feuerwehr und Polizei waren über mehrere Stunden im Einsatz.
Doch selbst an den professionell ausgebildeten Feuerwehrleuten gehen derartige Ereignisse nicht spurlos vorbei. „Psychisch ist die Belastung relativ gering. Aber körperlich machen sich die nächtlichen Einsätze schon bemerkbar“, gibt Küllmer, der mittlerweile schon über 40 Jahre im Dienst ist, offen zu.
Für die Psyche seien Einsätze, bei denen Kinder, Erwachsene oder Tiere in Not seien, weitaus problematischer. Nichtsdestotrotz würde den Einsatzkräften der Schlafmangel, gepaart mit dem üblichen Tagesgeschäft, sehr zusetzen. „Eine Nacht haben wir durch den Schützenheim-Brand gar nicht geschlafen“, beschreibt er. Und auch das Kino-Feuer vergönnte den Einsatzkräften lediglich eine Schlafzeit von zwei bis drei Stunden.
Stress mit der Familie oder dem Arbeitgeber aufgrund der dicht aufeinander folgenden Großeinsätze kenne der Stadtbrandmeister jedoch nicht. „Da ist ein großes Verständnis da“, beschreibt Küllmer. Kein Wunder, denn auch seine Frau ist Feuerwehrfrau. Nichtsdestotrotz habe das Feuer die geplanten Abläufe des Osterwochenendes durcheinander gebracht.
Küllmer reagiert gelassen darauf. „Das Feuer sucht sich nicht aus, wann es brennt. Daher sind wir 24/7 im Einsatz“, betont er. Der Arbeitgeber erhalte einen Lohnausgleich für die Einsätze. Doch die Ausfälle hielten sich in Grenzen. Denn nach einer kurzen Ruhephase gehe es für die Feuerwehrleute auch unmittelbar nach einem Einsatz wieder zur Arbeit - so auch am Tag des Kino-Brandes.
Für beide Einsätze habe die Feuerwehr mit ausreichend Kameradinnen und Kameraden zur Verfügung gestanden. So waren es insgesamt knapp 100 Feuerwehrleute beim Schützenheim-Brand und etwas mehr als 80 beim Feuer im Kinocenter. Unterstützung habe die Freiwillige Feuerwehr Gifhorn für das Schützenheim durch die Ortwehren Neubokel und Gamsen erhalten, für den Brand des Kinocenters kamen Einsatzkräfte aus Neubokel und Wilsche hinzu.
Viel Organisation bedürfe jedoch die Reinigung der kontaminierten Kleidung, die nach Einsätzen oft mit Schadstoffen belastet sei. Die Freiwillige Feuerwehr Gifhorn verfüge über einen großen Pool an Einsatzkleidung. „Diese sind ausreichend, um einen Großteil der Einsatzkräfte bei Großeinsätzen ausstatten zu können“, erzählt der Gifhorner Stadtbrandmeister, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Vier hauptamtliche Mitarbeitende der Stadtverwaltung würden die Kleidung in einer Waschmaschine reinigen, die „so groß wie ein Mensch“ sei. In einem großen Schrank hänge man anschließend die Feuerwehr-Anzüge zum Trocknen auf.
Über einen Barcode könnten die zuständigen Mitarbeitenden ablesen, wie oft das Kleidungsstück bereits gewaschen wurde und wo es im Einsatz war. „Denn die Hersteller-Garantie ist endlich“, begründet Küllmer. Auf einem Hygiene-Platz tauschen die Feuerwehrleute ihre Dienstkleidung unmittelbar nach einem Einsatz gegen einen Trainingsanzug aus. Was die meisten Menschen jedoch nicht sehen: Selbst die Feuerwehrfahrzeuge müssen nach einem Einsatz noch gründlich gereinigt werden. Gleiches gilt auch für die Schläuche der Feuerwehr.