Oliver Reimann fährt nicht allein. „Das ist auch gut so. Denn es gab schon Situationen, da musste ich mich selbst richtig motivieren, weiterzufahren. Da haben mir meine beiden Mitfahrer echt bei geholfen“, sagt er. Seine beiden Mitfahrer, das sind Wolfgang Jeschke und Jörg Niewerth. Und besagte Motivation wurde beispielsweise bei der Überquerung der Alpen benötigt. „Das war schon eine Herausforderung“, sagt Reimann.
Rund 2.600 Kilometer hatte das Trio bei seiner Rast zu Ostern auf Sardinien schon auf dem Tacho. 600 Kilometer stammten bereits vom ersten Fahrtag, dem 5. April: „Fast nur Autobahn, bis runter ins Schwabenland.“ Die Alpen folgten, Norditalien, Korsika - und dann Sardinien. „Toll hier“, sagt der Grußendorfer, der dort auch gerne am Strand liegt und sich von der bisherigen Fahrt erholt. Für Motorradfahrer sei das Gelände herrlich. „Hier gibt es unter anderem eine der größten Sanddünen Europas.“ Die Dünen von Piscinas erstrecken sich über etwa 1,5 Quadratkilometer und sind bis zu 100 Meter hoch. Und - natürlich - aus Sand: „Und darauf zu fahren ist gar nicht so leicht. Ich bin schon zweimal umgefallen dabei“, erzählt Oliver Reimann. Ansonsten habe es bisher zum Glück noch keine Stürze - oder andere Unfälle - gegeben. Dafür aber Regen. „Ostern ist Wolfgang in seinem Zelt abgesoffen, Jörg und ich hatten glücklicherweise ein Zimmer“, sagt Reimann.
Jetzt soll es weitergehen nach Sizilien, danach steht Korfu auf dem Tourenplan. Und dann? „Mal sehen. Noch ist nicht klar, ob wir per Fähre wieder nach Italien fahren und uns dann auf den Rückweg machen. Oder ob wir die Fähre ans griechische Festland und dann den Landweg über Albanien und Montenegro nehmen.“ Auf jeden Fall sollen es insgesamt „mindestens so 5.000 Kilometer“ werden, die gefahren werden.
Und für jeden gefahrenen Kilometer gibt es 20 Cent vom Team für die Gifhorner Tiertafel. Klingt erst einmal nicht viel, summiert sich aber. „Aktuell haben wir etwas mehr als 800 Euro zusammen“, so Oliver Reimann. Dabei machen die Beiträge von Reimann, Wolfgang Jeschke und Jörg Niewerth derzeit nur rund 50 Prozent der Gesamtsumme aus, die später an die Tiertafel übergeben werden soll. Jeder oder jede, der oder die möchte, kann spenden und somit das Projekt und damit die Tiertafel unterstützen. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch die Spende ist. Die Mission: Gemeinsam Gutes tun.
Kennengelernt hat Oliver Reimann die Tiertafel über die Hundeschule von Lars Oldag. Dort steht eine der Spendenboxen mit einer Telefonnummer darauf. Reimann rief an und entwickelte gemeinsam mit Ivonne Wellegehausen die Idee, seine Reise mit der Spendenaktion zu verbinden. Für den Tierfreund eine Herzensangelegenheit. „Ich habe seit drei Jahren selbst zwei Katzen. Der Kontakt zu Tieren tut einfach gut. Aber es gibt Menschen, die es schwer haben, weil ihnen das Geld für ihre Tiere fehlt“, sagt er. Auch er kenne schlechte Zeiten und könne das nachempfinden. „Jetzt habe ich eine gute Zeit. Da möchte ich etwas zurückgeben.“ Bei der Tiertafel könne er das bei Mensch und Tier gleichzeitig. Die Aktion lässt sich übrigens auf Instagram verfolgen: die schönsten Streckenabschnitte, kleine Abenteuer am Wegesrand, die bewegendsten Momente der Reise, Fotos - und alles zum Spendenverfahren. Suchbegriff ist reimann7924.
Die Gifhorner Tiertafel betreut laut Ivonne Wellegehausen aktuell insgesamt 327 Tiere aus 90 Haushalten, darunter Hunde, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Vögel, Schildkröten, Aquarienfische und Schlangen („bei letzteren unterstützen wir mit Zubehör, sofern vorhanden“). „Mit unserer Arbeit unterstützen wir viele Tierhalter, die sich in schwierigen Lebenslagen befinden. Wir helfen, die Versorgung der Tiere zu sichern. Besonders stolz sind wir darauf, dass mittlerweile 30 Haushalte bei unserer mobilen Tiertafel registriert sind. Unsere Route erstreckt sich von Stöcken bis hoch nach Ehra-Lessien und von Wedelheine bis Seershausen. Alle Touren fahren wir mit unseren privaten Autos.“
Das Geld, das durch die Motorradtour zusammen kommt, soll übrigens direkt in den Tierarzt-Unterstützungsfonds der Tiertafel fließen. „Da wir mittlerweile auch dazu Anfragen erhalten, wird dieser Bereich immer wichtiger und rückt zunehmend in den Fokus. Viele Menschen können die hohen Tierarztkosten schlicht nicht mehr tragen. Unsere Tiertafelkunden erhalten von uns dafür unterstützende Hilfe, jedoch übernehmen wir nicht die gesamte Rechnung“, sagt Ivonne Wellegehausen.