Tränen der Freude:
Der Waldkindergarten
in Adenbüttel bleibt
Gemeinderat ringt sich zu einem Beschluss durch:
DRK übernimmt – Bestand für drei Jahre gesichert

Adenbüttel: Schon einige Zeit vor der Gemeinderatssitzung warteten viele Eltern am Gemeindehaus. Letztlich verfolgten mehr als 80 Menschen die Diskussion um eine drohende Schließung des Waldkindergartens.Fotos: Thorsten Behrens
Adenbüttel. Wie soll es mit dem Waldkindergarten in Adenbüttel weitergehen? Diese Frage beschäftigte in den vergangenen Wochen Familien und Politik in der Gemeinde. Jetzt traf der Gemeinderat eine Entscheidung.

Mehr als 80 Adenbütteler hatten sich am Freitag zu der Sitzung am Gemeindehaus eingefunden - zum Glück gab es schönes Wetter, und die Menschen konnten stehend oder auf einigen schnell herbeigeholten Bänken vor der Tür des kleinen Sitzungsraumes die Diskussion mitverfolgen. Bürgermeisterin Doris Pölig: „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den vergangenen 30 Jahren schon einmal so viele Zuhörer hatten.“ Das Ergebnis: Der Waldkindergarten bleibt bestehen.

Darum geht es: Der vom Verein „Wir sind draußen” betreute Waldkindergarten wurde erst vor anderthalb Jahren gegründet - mit viel Engagement und Herzblut der Eltern, betonte Pölig. Seinerzeit fehlten in der Gemeinde freie Betreuungsplätze. Die gibt es derzeit für Kinder zwischen drei und sechs Jahren allerdings auch nicht, die beiden Regel-Kita-Gruppen sind mit je 25 Kindern voll belegt, die Familiengruppe mit 18 Kindern.

Dann gibt es da noch die Krippen-Gruppe mit 15 Plätzen - von denen nach bisherigen Prognosen aber ab Januar nur noch vier belegt sein werden. Die Krippe würde die Gemeinde aber durchaus gerne erhalten, um auch die Betreuung von Kindern bis zu drei Jahren vor Ort sicherzustellen. Inzwischen gibt es laut Pölig aber zwei weitere, neu zugezogene Kinder, die Plätze in der Krippe bekommen sollen.

Die Politik rang einige Wochen um Optimierung der Situation. Ideen gab es einige, entweder aus pädagogischer oder aus finanzieller Sicht betrachtet. Die Schließung des Waldkindergartens war eine dieser Ideen. Die Waldkinder sollten dann gemeinsam mit den restlichen Krippenkindern eine Familiengruppe unter Trägerschaft des DRK bilden. Die Eltern sind aber gegen eine Schließung, wollen ihre Kinder nicht je nach Betreuungssituation in der Gemeinde hin und her geschoben sehen.

Mögliche Vorteile dieser Idee: Es gebe keinen Leerstand in der Krippe, und nach notwendigen Investitionen in den Umzug würden jährlich rund 80.000 Euro Personalkosten gespart - nicht uninteressant für den Haushalt der Gemeinde. Die Kinderbetreuungskosten sind neben der Samtgemeinde- und der Kreisumlage der größte Ausgabeposten für Adenbüttel. Die Betriebserlaubnis würde dann für die Regel-Kita gelten, nicht mehr für den Wald. Die Gruppe könnte aber dennoch mehrere Tage in der Woche das Waldgrundstück nutzen - als Waldgruppe, aber eben nicht als Waldkindergarten.

Mögliche Nachteile dieser Idee: Die Gemeinde hätte kaum noch Gelegenheit, auf Zuzüge von Familien mit Kindern unter sechs Jahren, die einen Betreuungsplatz brauchen, zu reagieren. Aus pädagogischer Sicht spreche dagegen, dass eine „eingeschworene Gemeinschaft aus Eltern, Betreuern und Kindern auseinandergerissen werde“, gab Julia Rediske vom Verein „Wir sind draußen“ zu bedenken. Zudem dauere es mindestens drei Jahre, bis die Erzieherinnen der dann neuen Gruppe eine waldpädagogische Ausbildung abgeschlossen und Erfahrungen gesammelt hätten.

Die Eltern brachten ihre Sichtweise deutlich zum Ausdruck: „Es wäre verwerflich, eine bestehende und funktionierende Gruppe zu zerpflücken“, hieß es unter anderem. „Unsere Kinder werden einfach so von A nach B geschickt. Jetzt ist langsam mal Schluss“, und „Es geht hier nicht darum, 15 Kinder irgendwie zu betreuen, sondern uns Eltern ein Mitspracherecht einzuräumen“, waren weitere Äußerungen. Die Eltern forderten, das „Wohl der Kinder nicht hinter finanzielle Aspekte“ zu stellen und warnten vor diesem „Experiment, bei dem die Kinder Spielbälle“ wären.

Die Diskussion war emotional. Auf Antrag von Hannes Keihe erhielten die Eltern ein Rederecht während der Sitzung. Zwischendurch gab es Tränen der Wut und Enttäuschung, am Ende Tränen der Freude und eine kleine Feier bis nach Mitternacht. Der Rat stimmte mit sechs Ja- und drei Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen für den Erhalt des Waldkindergartens vorerst für drei Jahre in Trägerschaft des DRK, die Erzieherinnen werden übernommen. Innerhalb dieser drei Jahre gehen alle jetzigen Waldkindergartenkinder zur Schule, bei künftigen Neuanmeldungen müssten sich die Familien gleich darauf einstellen, dass ihr Kind vielleicht den Kindergarten wechseln muss. Auch die Krippen-Gruppe soll erhalten bleiben, hier gab es bei der Abstimmung eine Enthaltung aus den Reihen der elf Ratsmitglieder.

Einstimmigkeit herrschte dagegen bei einem weiteren Punkt, den Tobias von Gostomski auf den Tisch brachte: „Es fehlt in der Gemeinde Adenbüttel ein einheitliches und vorausschauendes Konzept für die Betreuung von Kindern unter sechs Jahren.“ Von Gostomski forderte die kurzfristige Einrichtung einer Arbeitsgruppe, um eine entsprechende, langfristige Planung zu erstellen - und erhielt dafür elf Ja-Stimmen. Die Arbeitsgruppe soll aus Eltern, Politikern und Vertretern des Kita-Betreibers, dem DRK-Kreisverband, bestehen.

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