Anfahrt aus der Fallerslebener Straße: Wer nach links auf die Konrad-Adenauer-Straße abbiegen will, sieht eine freie Linksabbiegerspur.
Auch auf dem regulären Wegweiser ist nicht erkenntlich, dass es nicht weitergeht - etwa durch ein X. Etwa 20 Meter vor der Kreuzung steht eine weiße Tafel mit dem Vermerk, dass die Konrad-Adenauer-Straße täglich von 7 bis 17 Uhr gesperrt und nur für Linienverkehr frei ist.
Dennoch stehen zu jeder Rotphase Autos auf der Linksabbiegespur, deren Fahrerinnen und Fahrer dann feststellen, dass es nicht weiter geht. Sie wenden schließlich und fahren die Fallerslebener Straße zurück, wo die Schlange vor dem Schillerplatz zuweilen bis zur Einfahrt Kaninchengarten reicht.
Eine Autofahrerin fährt kurz vor Gelb an die Ampel heran, erkennt dass es links nicht weitergeht, überlegt - und fährt dann bei Rot nach rechts ab. Den Vogel schießt eine andere Autofahrerin ab: Sie kommt aus Richtung Calberlaher Damm und will auf der Gegenspur in die Konrad-Adenauer-Straße einfahren.
Ein Baustellenposten springt rechtzeitig von seinem Stuhl an der Absperrung auf und hindert die angehende Geisterfahrerin an der Durchfahrt. Das komme immer wieder vor, sagt er. Andere Autofahrer bleiben ratlos vor der Absperrung stehen und biegen nach Überlegung und angespornt durch ungeduldiges Hupen von hinten nach links in die Fallerslebener Straße ab.
Eine Fußgängerin schüttelt den Kopf über so viel Unvermögen. „Einfach mal das Hirn einschalten“, sagt sie und zitiert alte Weisheiten aus ihrer Fahrschulzeit. Auch die Beschäftigten auf der Baustelle sind genervt davon, Autofahrer zu bändigen. Sie verweisen darauf, dass die Beschilderung eindeutig ist. Aber ist sie das wirklich?
Mit der Wahrnehmung von Schildern ist das so eine Sache, wie Stefan Heinemann, Verkehrsexperte der Gifhorner Polizei, in der Vergangenheit immer wieder der AZ geschildert hat.
Beispiel Kreuzung Hindenburgstraße/Knickwall: Selbst Anwohner hätten über ein Jahr nicht gemerkt, dass dort inzwischen rechts vor links gilt. Gerade auf vertrauten Strecken fahre man nach gewohntem Trott und sei dann entsprechend überrascht, wenn es plötzlich nicht mehr weitergeht.
Der Mensch ist eben ein Gewohnheitstier: So berichten Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei der AZ auch immer wieder, dass viele Verkehrsteilnehmer vor abgesperrten Einsatzorten wie Brand- und Unfallstellen darauf verweisen würden, dass sie „immer hier lang fahren“ und deshalb unbeirrt weiter fahren wollten.
Keine Baken, die die Linksabbiegerspur der Fallerslebener Straße sperren, kein „X“ über dem regulären Wegweiser: Das hat nach Auskunft der Fachleute an der Baustelle seine Gründe. Linienbusse dürfen die Baustelle passieren, die Busfahrer hätten Fernbedienungen für die Schranke, die die Zufahrt in die Konrad-Adenauer-Straße sperrt.
Und nach 17 Uhr sei diese für alle frei.