Apotheken-Sterben:Schon wieder eine weniger
Branche fordert Eingreifen der Politik: Honorare an heutige Energie- und Personalkosten anpassen

Apotheken-Sterben im Kreis Gifhorn: Die Branche klagt über Honorare auf dem Stand von 2004 bei Kosten für Personal und Energie anno 2025.Foto: Waltraud Grubitzsch
Gifhorn. Anfang des Jahres meldete die Apothekerkammer Niedersachsen 36 Apotheken im Kreis Gifhorn. Inzwischen ist es wieder eine weniger. Schlossen erst im vorigen Jahr Einrichtungen in Steinhorst und Wahrenholz, zog jetzt eine Apotheke in Hankensbüttel nach.

In Niedersachsen haben im ersten Halbjahr 2025 29 Apotheken für immer geschlossen, sagt Apotheker Thorsten Stoye aus Gifhorn. Eine davon sei die seiner Kollegin aus Hankensbüttel gewesen. Deutschlandweit schließe statistisch alle 16 Stunden eine Apotheke. „Wir in Niedersachsen haben relativ viel verloren.“

Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die nächste im Kreis Gifhorn das Handtuch wirft? Stoye mag keine Prognose abgeben, wann es wieder hier eine trifft. Die Kolleginnen und Kollegen gehen ihm zufolge auch nicht damit hausieren, wann sie zumachen. Doch die Probleme seien eben da.

Honorare wie 2004, aber Personal- und Energiekosten sowie Inflation anno 2025: Immer häufiger seien Insolvenzen der Grund für Schließungen, sagt Stoye zur bundesweiten Situation. Oder der Gewinn reiche nicht mehr aus, dass das Geschäft für einen Nachfolger attraktiv wäre. Zumal es wenig Planungssicherheit gebe. „Das ist für junge Leute, die einen Betrieb gründen wollen und sich dafür verschulden müssen, keine Aussicht.“

Die Folge: „Die Versorgung wird schlechter“, sagt Stoye. Kunden - gerade auf dem Land, aber nicht mehr nur dort - müssten weitere Wege in Kauf nehmen. Kam vor zehn Jahren noch eine Apotheke auf 4.000 Einwohner, sei es jetzt eine auf 5.100. Seit 20 Jahren habe er einen Botendienst, der Medikamente zu immobilen Kunden bringe. Die Umsetzung der Idee einer Art rollender Apotheke, wie Verkaufswagen von Bäckern, sei aus praktischen Gründen schon vorher gescheitert.

Stoye sieht vor allem die Politik gefordert. Nach Lippenbekenntnissen für eine Stärkung der Apotheken müssten nun ­Taten folgen. „Dazu gehört eine sofortige Erhöhung des Apo­thekenhonorars auf mindestens zwölf Euro sowie eine rege­lmäßige Dynamisierung, damit die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung durch die Apotheken vor Ort langfristig gesichert werden kann.“ Die Erhöhung des Apothekenhonorars wäre ihm zufolge für die Politik schnell umsetzbar, „denn es ­bedarf hierfür nur einer An­passung in der Arzneimittelpreisverordnung und kein umfangreiches Gesetzgebungsverfahren“.

Druckansicht