Unvergessenes Heidebrand-Inferno:
„Es war schlimm, schlimm“
50 Jahre nach Waldbrandkatastrophe: Gedenkfeier bei Meinersen mit Hunderten Gästen

50 Jahre nach der Waldbrandkatastrophe: Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (rechts), hier mit den Landtagsabgeordneten Philipp Raulfs und Kirsikka Lansmann, legte auch einen Kranz in Meinersen nieder.Foto: Gero Gerewitz
Meinersen. Sieben Feuerwehrleute kamen bei der Waldbrandkatastrophe in der Heide 1975 ums Leben, fünf davon im Wald bei Meinersen. Dort gab es am vergangenen Sonntagmittag eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung, an der Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens (SPD), Vertreter und Abordnungen beteiligter ­Institutionen und Meinerser Bürger teilnahmen. Die Erinnerung ist auch nach 50 Jahren bei Zeitzeugen und Veteranen präsent.

Rainer Niebuhr wird den Anblick des ausgebrannten Borgward-Tanklöschfahrzeugs nicht vergessen. Nicht von den historischen Fotos, die heute noch in Medien die Berichte dokumentieren. Als 14-Jähriger hat er das Wrack selbst gesehen, als er damals mit musste zum Aufräumen in der Waldparzelle der Familie. „Es war schlimm. Schlimm, schlimm“, sagt der 64-Jährige.

„Hier war alles Schwarz“, erinnert sich Niebuhr an die Tage nach der Katastrophe. Heute stellt sich der Feuerwehr-Musikzug unter grünen Kiefernkronen und inmitten grünen Blättern auf. Die Sonne scheint, es ist ruhig. Gleich werden zwei Linienbusse, ein Reisebus und mehrere Feuerwehrfahrzeuge in Kolonne die Abordnungen unter anderem von Feuerwehren, Deutschem Roten Kreuz, Bundeswehr, Polizei, Politik und Verwaltung zur Kranzniederlegung vorfahren. Dazwischen die beiden Limousinen mit den Personenschützern der Ministerin.

Vor 50 Jahren sah es hier anders aus, nimmt Fallerslebens Ehrenortsbrandmeister Friedrich Wandschneider die Gesellschaft auf eine Zeitreise mit in den August 1975. Zwei Monate Hitze - „zwei bis drei Grad über dem langjährigen Mittel“ - und über Wochen kein Regen: „Das waren die Voraussetzungen für Brandentstehung und -ausbreitung.“

Zunächst sei es windstill gewesen, „alles normal“. Aber dann: ein Wechsel. „Es kam alles ganz anders.“ Aus Wandschneiders Schilderung wird deutlich, dass die fünf Kameraden, die damals in dem Bereich mit dem Fallerslebener Tanklöschfahrzeug im Einsatz waren, keine Chance hatten. Das Feuer, das vom Boden auf die Kiefernkronen übergriff, habe eine „unbändige Naturgewalt“ entfacht. „Orkanartiges Rauschen, Fauchen, Knacken und Brausen.“

Die Feuerwalze, die auf die Einsatzgruppe zurollte, ließ den drei Fallerslebenern und beiden Hohenhamelnern keine Chance. Das Feuer saugte so viel Sauerstoff auf, dass der Motor des Feuerwehrwagens nicht mehr lief, um mit ihm entkommen zu können. Und auch den Männern im Alter von 16 bis 48 Jahren entzog das Feuer die Luft zum Atmen. „Hier in diesem Wald starben unsere Helden.“

Der Lack des Borgwards sei völlig weggeschmolzen gewesen, erinnert sich Niebuhr an das, was er selbst einst gesehen hat. „Das waren ja mehr als 1.000 Grad.“ Er schüttelt den Kopf bei den Erinnerungen. „Wer das nicht erlebt hat, kann sich das nicht vorstellen.“

Ungewöhnlich hohe Hitze und anhaltende Trockenheit: Angesichts des Klimawandels seien diese Faktoren „aktueller denn je“, spricht die Ministerin in eine Kamera. Zahlreiche Medienvertreter, darunter auch ein TV-Team für eine NDR-Sondersendung, sind dabei.

Wurden damals Fehler gemacht? Das mag Behrens heute nicht beurteilen. Man habe jedenfalls Lehren daraus gezogen. „Wir haben sehr viel dazu gelernt und die Brandbekämpfung neu aufgestellt.“ Ob Ausstattung oder Ausbildung: „Wir sind viel besser aufgestellt als damals.“

Nach der Kranzniederlegung geht es zurück in die Ortsmitte zum Kulturzentrum, wo es zuvor einen Gedenkgottesdienst gab - der auch ins Gerätehaus übertragen wurde, damit mehrere hundert Gäste teilnehmen konnten -, und wo nach dem Mittagessen der zweite Teil des Gedenktages folgen soll. Mit Reden und Zeitzeugengesprächen.

Druckansicht