Die Camper in Gifhorn und der verregnete Sommer
Vom frühzeitigen Urlaubsabbruch wegen des Wetters bis zur Flucht aus dem „zu heißen“ Spanien

Camping in Gifhorn: Ina und Axel Rohrberg hatten nach zwei Tagen vom schlechten Wetter genug und packten ihre Sachen.Foto: Thorsten Behrens
Gifhorn. Es ist ruhig auf dem Campingplatz von Frank Waßmann in Wilsche. Hin und wieder fährt ein Auto über einen der gepflegten Wege, Fußgänger sind gerade nicht zu sehen. Kein Wunder: es regnet. Mal wieder. Zwar nicht lange, immer wieder mal reißt die Wolkendecke auf und die Sonne blinzelt vom Himmel herunter, aber insgesamt lockt das Wetter gerade nicht nach draußen.

Rund 265 Plätze gibt es auf dem Campingplatz, einen Spielplatz, seit vergangenem Jahr flächendeckend W-Lan und ab Herbst eine Sauna für die Gäste. „250 Plätze haben wir an Dauercamper vergeben, 15 sind Kurzzeitstellplätze“, sagt Frank Waßmann. Eines haben beide Platzarten in diesem Sommer gemeinsam - bei der Nachfrage ist noch Luft nach oben. „Viele Tagesgäste haben abgesagt wegen des Wetters. Gerade Familien mit Kindern gestalten ihren Urlaub anders.“ Aber auch ein Teil der Dauercamper plane um oder bleibe bei diesem Wetter lieber zuhause.

Wobei: Ein Zuhause ist so ein Wohnmobil oder Wohnwagen ja auch irgendwie. Wenn auch eines auf Rädern. Aber gerade das macht den Reiz aus - denn es ist mobil. Und diese Mobilität nutzen gerade Axel und Ina Rohrberg aus dem Eichsfeld. Sie verstauen gerade die letzten Gegenstände in ihrem Wohnmobil.

„Wir fahren wieder nach Hause. Wir sind hart im Nehmen, aber das macht keinen Spaß mehr. ich kann mich nicht erinnern, dass es mal zwei Wochen lang ständig geregnet hat“, sagt Axel Rohrberg. Bei schönem Wetter sind sie losgefahren, hatten in Dänemark noch einen schönen Tag, wollten eigentlich nach Schweden weiter. Aber diesen Plan hat der Regen weggeschwemmt. Ebenso wie das Vorhaben, auf dem Nachhauseweg einen Platz bei Salzgitter anzufahren, um sich mit Freunden zu treffen.

Wilsche ist ein Zwischenstopp, hier treffen sie sich mit Tochter Susann Hartleib, die wie ihre Eltern das Campingfieber seit der Kindheit nicht los lässt. „Wir sind Mittwoch gekommen“, sagt Axel Rohrberg. Am Freitag wird die Fahrt schon fortgesetzt, wegen des Wetters. „Eigentlich wollten wir uns hier ein paar Dinge ansehen, weil wir den Hund dabei haben gerne draußen - geht nicht. Fahrrad fahren oder hier im See baden - geht nicht“, sagt Ina Rohrberg. Stattdessen habe man im Wohnmobil oder unter dem Vorzelt Karten gespielt, einen Fernseher gibt es an Bord nicht.

„Ein wenig aufs Gemüt“ drückt der Regen auch bei Bodo und Bianka Major. Aber nur ein wenig. Das Paar, ursprünglich aus dem Raum Hannover, jetzt aus Spanien, will sogar auf dem Platz in Wilsche übersommern. „In Spanien ist es derzeit tagsüber 38 Grad und nachts 30 Grad heiß. Außerdem ist es voll, weil Urlaubssaison ist“, erklärt Bodo Major. In Deutschland könne er dagegen bei der kühlen Luft gut schlafen.

Das vierte Mal steht der Wohnwagen mit dem jetzt spanischen Kennzeichen in Wilsche. „Wir leben seit März in Spanien, seit ich Rentner bin“, erklärt der Auswanderer, während er in der kleinen Küchennische in dem sechs Quadratmeter großen Gefährt einen Kaffee kocht. Doch es zieht das Paar immer wieder in die Region, hier leben Freunde und Bekannte, Kinder und Enkelkinder, die besucht werden oder selbst zu Besuch auf den Platz kommen. Außerdem steht in diesen Tagen ein runder Geburtstag an - der seiner Frau. Langeweile? Also eher nicht.

Und wenn es mal regnet und niemand vorbeikommt? „Dann lese ich E-Books, höre Hörbücher oder schaue mit meiner Frau Serien auf DVD“, sagt Bodo Major und hält eine große Plastikbox hoch. Der Inhalt: Alle 97 Folgen der zehn Staffeln der Serie „Pastewka“ mit Bastian Pastewka. „Die hat mir meine Frau geschenkt. Die schauen wir abends, da gehen wir mit guter Laune schlafen.“ Schade sei aber schon bei dem unbeständigen Wetter, dass es schwierig sei, mal eben den Grill anzuwerfen oder mit Lino rauszugehen." Lino, das ist der Hund des Paares, der kurz die Ohren spitzt, als er seinen Namen hört, und dann auf der Decke vor dem Wohnmobil weiterdöst.

Reger ist dagegen sein Herrchen. Bodo Major erzählt noch die Geschichte, wie das Paar, für das reisen schon immer wichtig war, überhaupt zum Campen kam. Das Vorgänger-Wohnmobil diente dazu, die Habseligkeiten von Bodo und Bianka Major von Deutschland nach Spanien zu transportieren, wo sich das Paar vor drei Jahren eine Wohnung kaufte - schon mit dem Plan, auszuwandern. „Auf den Fahrten haben wir festgestellt, dass der Weg das Ziel ist. Wir haben immer andere Routen genommen, um möglichst viel zu sehen.“

So kennen sie bereits viele schöne Ecken in Frankreich, und in Spanien ohnehin. 2024 fuhren sie mit einem Schlenker über Portugal nach Deutschland. in diesem Jahr führte die Route über die Voralpen und dann nach Norden. Gerade kommen sie vom Steinhuder Meer, im August soll es zurück in die neue Heimat gehen - nach insgesamt drei Monaten, in denen Bianka und Bodo Major unterwegs waren.

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