Auch bei heimischen Pflanzen wie etwa den Blaualgen ist es problematisch, wenn sie sich unkontrolliert vermehren. Allerdings stellen gebietsfremde Arten per se eine größere Gefahr dar als heimische Arten, weil sich nicht über Jahrhunderte und Jahrtausende natürliche Gegner oder Abwehrmechanismen entwickeln konnten.
Genau das wird bei Bränden zum Problem. Wir sehen uns mit Feuern konfrontiert, die in Häufigkeit, Intensität und Schwere der Bekämpfung zunehmen. Der Klimawandel wird immer wieder als einer der Hauptgründe genannt. Jedoch ist unser Ökosystem deutlich komplexer. Hitze und Dürre alleine lösen die Brände nicht aus, sie machen Wälder aber anfälliger dafür. Das gleiche gilt auch für invasive Arten.
So greifen etwa Schädlinge wie der Asiatische Laubholzbockkäfer, der eschenbefallende Pilz Falsches Weißes Stengelbecherchen oder auch der größtenteils heimische Borkenkäfer Bäume an und schwächen sie, wodurch diese an Widerstandskraft gegen Feuer verlieren.
Eher indirekten Schaden richten invasive Pflanzenarten an. Viele sind auf schnelles Wachstum ausgerichtet, wodurch sie heimische Pflanzen verdrängen. Ersetzen sie dann noch Pflanzenarten, die viel Wasser halten, und sind selbst eher trocken, sind so perfekte Voraussetzungen für Brände geschaffen.
Besonders stark von dieser Problematik betroffen sind Nordamerika und Australien. Es gibt Blacklists von invasiven Pflanzenarten und Managementpläne, um Schäden einzudämmen. Eines der Hauptprobleme sind Weidegräser, die vorsätzlich als schnell wachsende und robuste Futterpflanzen eingeführt wurden und sich jetzt nahezu unkontrollierbar ausbreiten.
Im US-Bundesstaat Arizona bereiten aktuell die in Europa heimische Rote Trespe und das in Afrika, Asien und im Mittleren Osten beheimatete Büffelgras Sorgen. Die Gräser der Trespe gelten als Pflanzen mit hohem Feuerrisiko, da sie sehr trocken sind und sich rasant und flächendeckend ausbreiten. Büffelgras sollte in der trockenen Gegend der Sonora-Wüste als Futterpflanze dienen, verbreitete sich jedoch schneller als gedacht und dominiert inzwischen die Landschaft. Es ist in der Hitze Arizonas leicht entzündbar und brennt stark.
Die in Eurasien heimische Dach-Trespe verursacht im Nordwesten der USA ein anderes Problem: Sie breitet sich nach einem Feuer so schnell aus, dass andere Pflanzen kaum eine Chance haben, sich zu regenerieren. Somit tragen sie nicht nur zu einer erhöhten Intensität der Brände bei, sondern durch ihre leichte Entzündlichkeit auch zu deren Häufigkeit.
In Australien warnt das Umweltministerium schon seit Jahren davor, dass vor allem afrikanische Gräser das Ökosystem der australischen Savannen nachhaltig ändern können. In den 1940er-Jahren wurde unter anderem massenweise Gamba-Gras als Futtermittel angepflanzt. Es wächst schnell, kann mehrere Meter hoch werden und ist heutzutage beinahe zur Monokultur in den nördlichen Savannen Australiens geworden. Wenn ein Brand entsteht, verbreitet sich dieser durch den Grasteppich buchstäblich als Lauffeuer und nährt ihn mit seiner hohen Biomasse, die deutlich über der von heimischen Gräsern liegt. Die Flammen vernichten die ursprünglich die Savanne prägenden Bäume und verwandeln diese in Grassteppen.
Wenn gebietsfremde Arten beabsichtigt eingeführt werden, hat das meist einen Grund. Wie eben als Futtermittel oder auch zur Bodenstabilisierung. Widerstandsfähigere Pflanzen siedeln sich leichter an herausfordernden Böden an, verdichten diesen und schützen vor Erosion. So sinkt zum Beispiel bei Starkregen die Gefahr, dass Hänge abrutschen – also durchaus ein positiver Aspekt.
Es kann aber auch genau umgekehrt sein: Sie verschlechtern die Bodenqualität und begünstigen Erosion, wenn sie zum Beispiel mit starken Wurzeln eigentlich festen Boden aufbrechen. Gerade in solchen Fällen wächst an steilen Hängen die Gefahr, dass der Boden abrutscht, und es erschwert der Feuerwehr, dort Brände zu löschen.
Die Ausbreitung invasiver Arten verändert generell den Alltag von Feuerwehrleuten. Viele im Wasser lebende gebietsfremde Arten wie Schnecken, Fische, Krebse oder Schnecken gelten als stark invasiv. Daher sind Feuerwehren in Nordamerika dazu angehalten, die Verbreitung von invasiven Arten durch Löscheinsätze zu verhindern. Nach einem gemeinsamen Leitfaden der Umweltschutzbehörden soll nach jedem Einsatz die Ausrüstung dekontaminiert werden, um die Übertragung invasiver Arten von einem Gebiet ins andere zu verhindern.
Jedes Ausrüstungsstück, das mit Wasser aus natürlichen Quellen in Kontakt kam, soll gründlich gereinigt werden. Das gilt vor allem für Schläuche, Ventile und Löschwasserbehälter an Helikoptern. Aber auch Pumpen, transportable Wasserbehälter, Wassertanks der Einsatzfahrzeuge, die Helikopter und Fahrzeuge selbst oder Reifenprofile und Schuhsohlen gilt es, mit heißem Wasser und mit Chlor oder Bleiche zu reinigen. Alles sollte frei von Pflanzen, kleinen Tieren und Schlamm sein und dazu trocken, bevor es zum nächsten Einsatz geht.
Auch wenn Deutschland laut Waldbrandstatistik 2024 weniger gebeutelt war als in den Jahren zuvor: Eine Analyse aus 2024 zeigt, dass sich die Anzahl starker Waldbrände weltweit zwischen 2003 und 2023 verdoppelt hat. Dabei sind die sechs extremsten Jahre ab 2017 aufgetreten. Für den Anstieg seien hauptsächlich Wälder auf der Nordhalbkugel verantwortlich. Lag die Zahl von Bränden in Nadelwäldern der gemäßigten Breiten Nordamerikas, Europas und Russlands im Jahr 2003 noch bei sechs, waren es 2023 bereits 67 Brände. Ein Anstieg um etwa das Elffache.
Simulationen eines Forschungsteams, das nach der großen Feuerkatastrophe rund um Los Angeles aktiv wurde, zeigen eine drastische Verschlechterung innerhalb der nächsten Jahrzehnte. Durch die globale Erwärmung von 1,3 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit seien große Brände schon jetzt um 35 Prozent wahrscheinlicher und um 6 Prozent intensiver. Bis 2100 rechne man mit einer Verdopplung dieser Zahlen.
Feuerökologe Alexander Held sagte schon 2022 im Gespräch mit dem RND, Wälder würden nie komplett feuerfest werden. Man könne sie aber wieder naturnäher, kühler und luftfeuchter machen. Das bedeutet allerdings viel Aufwand, Kosten und Arbeitsstunden.