Helios hielt sich bislang bedeckt, was die genaue Ausgestaltung des Wohnquartiers angeht. Bekannt ist: Investor ist die BKI Gruppe aus Duisburg, ein bundesweit tätiges Immobilien-Projektentwick-lungsunternehmen. Die BKI-Gruppe realisiert vornehmlich Wohn-, Arbeits- und Lebensraum für Jung und Alt zu bezahlbaren Preisen. Das Portfolio reicht vom Studentenwohnheim über den Gesundheitscampus, Kirchen und Gemeindehäuser bis hin zum Pflegeheim.
Laut Plänen aus dem Frühjahr 2024 entstehen etwa 180 bis 220 Wohneinheiten auf dem Campus, darunter auch kleinere Appartements in einer Größenordnung zwischen 20 und 25 Quadratmetern. Vor einem Baustart sind noch baurechtliche Bedingungen zu erfüllen. Einen weiteren Schritt hat die Stadt Gifhorn getan. Der notwendigen Änderung des Flächennutzungsplanes stimmte der Rat der Stadt einstimmig zu.
Für die Gruppe CDU/SPD sprach sich Gunter Wachholz eindeutig für das Vorhaben aus. Es gebe „akuten Handlungsbedarf“ für solche Art von Wohnraum. Die Initiative von Helios sei „sehr positiv“, in direkter Nachbarschaft zum Arbeitsort fürs Personal Wohnungen vorzuhalten.
Darüber hinaus äußerte er den Wunsch, Helios öffne die Nutzung auch für Auszubildende anderer Branchen, das Handwerk nannte er als Beispiel. In den letzten Jahren gab es in Gifhorn immer wieder Vorschläge, für Azubis Wohnraum zu schaffen – umgesetzt wurde bislang nichts.
Als „wichtigen Schritt“ bewertete auch Anke Klitze (Grüne) das Bauvorhaben von Helios. Sie mahnte jedoch an: „Wenn bauen, dann klimagerecht.“ Eine ausreichende Begrünung und auch ein integratives Konzept für die zumeist ausländischen Fachkräfte für Medizin und Pflege, die dort Wohnraum nutzen werden, solle berücksichtigt werden, so ihr Appell.
Gifhorner Wohnraum sei zu sehr auf Einfamilienhäuser fixiert. „Was fehlt, sind bezahlbare Wohnungen für junge Menschen, für größere Familien, für Wohngemeinschaften“, fügte sie kritisch an. Die Fraktion der Grüne erhoffe sich von dem Projekt die Erfüllung mehrerer Ansprüche: Der Neubau soll unter dem Aspekt des Klimaschutzes, sozialer Vielfalt und Integration geplant werden. „Wasser in den Wein“ schänkte AfD-Ratsherr Stefan Marzischewski-Drewes aus. Er meinte, dass dort „keine preiswerten Wohnungen“ entstehen würden. Problematisch würde auch die Parkplatz-Situation, so seine Prognose.
Dazu machte Bürgermeister Matthias Nerlich die Anmerkung: In Niedersachsen müssen für Neubauten keine Stellflächen mehr nachgewiesen werden, da die Stellplatzpflicht für Wohnraum seit dem 1. Juli 2024 aufgehoben ist. Das gelte auch für dieses Vorhaben. Doch zu solchen Aspekten mag sich Helios aktuell noch nicht konkret äußern. „Wir freuen uns, dass der Rat der Stadt mit großer Mehrheit der Änderung des Flächennutzungsplanes zugestimmt hat und damit den Weg frei gemacht hat, dass die von uns anvisierte Fläche bebaut werden kann“, teilt Sophie Borm, Clusterverantwortliche Helios Cluster Niedersachsen Nord Marketing, Kommunikation und Technologien, auf AZ-Anfrage mit.
Fragen zur Investionshöhe sowie Zahl und Größe der Wohnungen könne man noch nicht beantworten – auch nicht, wann das Projekt konkret Gestalt annehmen wird.
Offen bleibt auch die Frage, ob der lang gehegte Wunsch nach speziell auf Gifhorner Auszubildende ausgerichtete Wohnraum im Zuge des Neubaus erfüllt werden kann.