Der Preis für den Ermittlungserfolg Anfang des Jahres war hoch. Beim Versuch, ein Fahrzeug kurz vor der polnischen Grenze zu kontrollieren, kam ein 32-jähriger Kollege aus Sachsen ums Leben. Der Fahrer des zu kontrollierenden Autos hatte Gas gegeben und den Familienvater einfach überfahren. Das Auto kam allerdings nicht weit, fuhr sich fest. „Insgesamt sind im Verlauf vier Personen festgenommen worden“, sagt Carsten Rieck.
Der Kriminalhauptkommissar aus Gifhorn und seine Kollegen aus der Hindenburgstraße hatten die Gruppe schon im Visier und dazu auch mit den Kollegen an der Grenze zusammengearbeitet. Hintergrund war der Diebstahl eines Audi A4 Avant am 2. Dezember 2024 in Hankensbüttel. „Im Rahmen der Ermittlungen sind wir auf eine polnische Diebesbande gestoßen.“
Insgesamt zehn Taten - begangen auch in Wolfsburg, Hildesheim, in Thüringen und zuletzt bei Nörten-Hardenberg - konnten die Ermittler dem Quartett zuordnen. Im August verurteilte das Landgericht Hildesheim drei von ihnen zu Haftstrafen von fünf und drei Jahren sowie zwei Jahren, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Einen Angeklagten sprach das Gericht frei. Ein Mann muss sich aber noch wegen Polizisten-Mordes vor dem Landgericht Cottbus verantworten.
Der Fall ist einer von 61 Autodiebstählen in 2024, davon 46 schwere Fälle. Er ist Rieck und Hänsel zufolge ein klassisches Beispiel: Die Verurteilten waren mit dem Versprechen auf schnell verdientes Geld angeworbene Kurierfahrer, die die Fahrzeuge überführten. Hinter ihnen steckt eine organisierte Bande. Fast ausnahmslos habe man es mit osteuropäischer Bandenkriminalität zu tun, sagt Hänsel. Das sei symptomatisch für die Auto-Region Gifhorn. Die Täter kämen auch nicht nur für ein Fahrzeug über die Grenze. „Die machen Doppelt- und Dreifachschläge. Es ist gut organisiert.“ Oft lägen die Tatorte nur wenige Straßen oder Häuser auseinander.
Was auch typisch sei für die Tätergruppen: rücksichtsloses Fluchtverhalten. „Das hat uns hier alle sehr betroffen gemacht“, sagt Hänsel über den Tod des Kollegen aus Sachsen, mit dem man nur kurz zuvor noch telefoniert hatte.
Der Erfolg vom Januar steht für die Ermittler nicht allein. Von den 61 Fällen in 2024 - einem besonders arbeitsreichen Jahr, davor waren es 38 Fälle in 2023 und 51 in 2022 - haben sie 24 aufgeklärt, eine Quote von 40 Prozent. „Das ist sehr hoch“, sagt Hänsel, der gleichwohl einräumt, leider noch keine Hintermänner geschnappt zu haben. In den Jahren zuvor lag die Aufklärung sogar noch höher, 2022 sogar bei 53 Prozent. „Wir schauen hier nicht tatenlos zu“, sagt der Fachkommissariatsleiter selbstbewusst und lobt: Seine Leute hängten sich rein.
Über Langeweile müssen sich die Ermittler nicht beklagen. Allein schon, weil sie wohl zu jenen Gifhorner Beamten gehören, die die meisten Kooperationen mit anderen Dienststellen im In- und Ausland für sich verbuchen können. Rieck war im aktuellen Fall in Polen bei Durchsuchungen und der Vollstreckung eines europäischen Haftbefehls mit dabei. „Wir ermitteln immer wieder ins Ausland hinterher“, sagt Hänsel. „Was aufwändige Rechtshilfe nach sich zieht.“