Jahns bezeichnete den Zustand von Grundstück und Immobilien in einer Ratsanfrage als „katastrophal“. Eine Zwischennutzung sei sinnvoll, um den „unhaltbaren Zustand“ zu beenden. Leicht wird das nicht. Aus der Antwort der Stadt geht hervor, dass nach dem bisherigen Bebauungsplan die Gebäude wieder als „Bäckerei“, „Hochzeitsscheune“ und „Steakhaus“ oder für einen vergleichbaren Zweck genutzt werden könnten, ebenso zumindest teilweise die angrenzenden Außenflächen. „Dies setzt jedoch eine Beachtung artenschutzrechtlicher Vorgaben der Unteren Naturschutzbehörde voraus, denn um die Gebäude hat sich seit Nutzungsaufgabe im Jahr 2013 ein Naturraum entwickelt.“ Für andere Projekte bestehe kein Planrecht. „Hier besteht ein wirtschaftliches Risiko für mögliche Investoren und letztendlich ein Schadensersatzrisiko für die Stadt.“
Dies macht wenig Hoffnung darauf, dass die bisherigen Pläne für einen Freizeitpark, ein Hotel sowie Einzelhandel und sportliche Therapieangebote noch umgesetzt werden. Jahns hatte bei der Stadt nachgehakt, was konkrete Planungen für eine Nutzung des „Kleinods“ anbelangt. Ideen für eine Wiederbelebung gab es seit der Insolvenz der Romantikpark GmbH im Jahr 2012 viele. Zuletzt schöpften die Wolfsburger Hoffnung, weil der Braunschweiger Investor Thomas Funke das Gelände für den Bau eines millionenteuren Komplexes unter dem Titel „Schöne Heide“ ins Auge gefasst hatte. Unter anderem waren Flächen für Einzelhandel und ein Hotel geplant. Daraus wurde bislang nichts, ebenso wenig wie aus dem Bau eines Freizeitparks des Rostocker „Erdbeerkönigs“ Robert Dahl. Weder Karls noch Funke äußern sich derzeit dazu.
Die Verwaltung antwortete auf Jahns Anfrage, dass sich das 2020 begonnene Bauleitverfahren investorenseitig verzögert habe, unter anderem wegen der Corona-Pandemie und „nachgelagerter Krisen“. Und weiter: „Da es sich um ein unter anderem naturräumlich wertvolles Grundstück handelt, bedarf es einer diesem Umstand angemessenen Entwicklung und Nutzung der Flächen. Nutzungen und die dafür notwendige Fortsetzung der Bauleitplanung müssten zudem mit den Gewerbegebietsentwicklungen und Planungen des Gesamtraumes Warmenau und Kästorf abgestimmt werden.Jahns zufolge spielten bei den Verzögerungen für die Wiederbelebung des Landlebens auch die Pläne von Volkswagen eine Rolle. „Es hieß, möglicherweise würden die Flächen für das Trinity-Werk benötigt.“ Die Hoffnung auf die Ansiedlung eines Freizeitparks hat die Ortsbürgermeisterin seit ihrer ersten Kontaktaufnahme zu Karls im Jahr 2014 immer noch nicht aufgeben. Das Interesse in der Bevölkerung sei groß. „Viele Leute sind traurig, wie verkommen das Gelände ist.“ Mit der guten Anbindung an die B188 biete sich die Landleben-Fläche für solch ein Vorhaben an.
Kästorfs Ortsbürgermeister Francescantonio Garippo (SPD) wünscht sich dafür noch einen Ausbau der Bundesstraße, ist aber ebenfalls der Meinung, dass Karls Erdbeerdorf und die „Schöne Heide“ sich gut ergänzen würden. Die Aussagen der Stadt bezeichnete Garippo als „unbefriedigend“. „Es gibt keine konkrete Aussage“. Das Landleben sei zum „Schandfleck“ geworden. Garippo ist enttäuscht, dass aus den Plänen für die „Schöne Heide“ bislang nichts geworden ist. „Der Investor muss in die Pötte kommen. Wir erwarten, dass da jetzt etwas passiert. Möglicherweise kann man die Tiere umsiedeln.“ Er wünscht sich eine Nutzung im Sinne des früheren Landlebens. „Was ich nicht mittragen würde, wären Industrieflächen“, betont er. Kästorf sei von Lärm schon „genug gebeutelt“.