„Die Verkehrsunfallzahlen liegen weit unter dem Niveau von Vor-Corona-Zeiten“, sagte Wagner. Als Vergleich zog er die Jahre 2014 bis 2018 heran. In diesen Jahren lag der Fünf-Jahres-Durchschnitt bei 3435 Unfällen. „Gegenüber den Corona-Zeiten hat sich der Verkehr inzwischen wieder normalisiert, aber dennoch gibt es weniger Unfälle.“ Eine Erklärung habe er dafür nicht. Wagner ging auf die Pendlerströme ein, die relativ konstant sind. So würden täglich 76.673 Menschen nach Wolfsburg einpendeln und 11.693 in andere Städte zur Arbeit fahren. Insgesamt habe die Polizei rund 40 Unfall-Gefahrenstellen im Stadtgebiet permanent im Auge, einer der Unfallschwerpunkte sei der St.-Annen-Knoten.
Ein Verkehrsunfall mit tödlichen Folgen, allerdings ohne Fremdeinwirkung, ereignete sich am 13. Februar des vergangenen Jahres. Ein 82-jähriger Radfahrer erlitt zunächst nur eine Kopfplatzwunde, mit der er ins Klinikum eingeliefert wurde. Dort verschlechterte sich sein Zustand aber derart, dass er schließlich starb. „Dies ist ein Beispiel dafür, dass der Radfahrer noch leben könnte, wenn er einen Helm getragen hätte“, sagte Wagner.
Einen weiteren Toten gab es am 10. Juni in Neindorf. Ein bisher Unbekannter befuhr die Landesstraße 294 aus Richtung Heiligendorf in Richtung Neindorf und erfasste dort einen 67-Jährigen, den er noch 150 Meter mitschleifte. Der Mann starb noch vor Ort. Der Unfallverursacher flüchtete unerkannt. Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren zu diesem Fall vorläufig eingestellt. Das heißt, dass es jederzeit wieder aufgenommen werden kann, sobald es neue Erkenntnisse gibt. Darauf hofft die Polizei. Sie bittet alle, die Hinweise zu dem Fall geben können, sich unter Telefon (0 53 61) 4 64 60 zu melden. „Für die Angehörigen ist es wichtig, zu klären, was passiert ist“, verdeutlichte Wagner. Zudem sei es für ihn „menschlich unverständlich, wie jemand mit so einem Ereignis weiterleben kann“.Zu einer Kollision zwischen einem Auto und einem Radfahrer kam es am 15. September auf der Westumgehung der B 188. Ein 59-jähriger Radfahrer wurde von einem bei Rotlicht fahrenden Auto erfasst und starb. Hier läuft ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung.In Hattorf befuhr am 14. Oktober ein Autofahrer mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit die Straße in Fahrtrichtung Mörse. Er erfasste ein Auto, das aus der Straße Plantage herausfahren wollte, seitlich. Dessen 72-jähriger Fahrer verstarb an der Unfallstelle. „Die Unfallursache war hier mit großer Wahrscheinlichkeit die hohe Geschwindigkeit“, sagte Wagner. Nach diesem Unfall hat die Polizei den Ort in ihre monatlichen Kontrolltage einbezogen und direkt nach dem Unfall die Kontrollen verstärkt. Die Stadt installierte zudem offene Messtafeln. „Wir konnten an diesem Ort jedoch keine Auffälligkeiten feststellen“, so Rebecca Hanelt, Leiterin der Polizeistation Fallersleben. Die Geschwindigkeiten seien unauffällig gewesen, so dass die Polizei von einem tragischen Einzelfall ausgehe. Auch hier laufe ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung.Die Zahl der schwerverletzten Personen bei Unfällen ging im vergangenen Jahr mit 46 gegenüber dem Vorjahr (52) leicht zurück. Die Zahl der Leichtverletzten stieg von 393 auf 425. Mit 40 Unfällen waren im vergangenen Jahr weniger Motorräder an Unfällen beteiligt als im Vorjahr (51). Acht Unfälle mehr als im Vorjahr gab es mit Fahrrädern – insgesamt 135. In 49 Fällen war falsches Verhalten der Radfahrer die Unfallursache. Die Polizei will in diesem Bereich auch in diesem Jahr eine konsequente Verkehrsüberwachung vornehmen. Unter anderem werden Fahrradcops im Einsatz sein. Häufige Verstöße der Radfahrer lägen vor allem im Befahren der Radwege in nicht freigegebener Richtung.
Als Unfallursachen im Straßenverkehr spielten 47 Mal Alkohol (41 im Vorjahr) und viermal (fünf) Betäubungsmittel oder Medikamente eine Rolle. Dabei betrugen die Spitzenwerte 2,79 Promille bei Frauen und 2,88 Promille bei Männern. 159 Verkehrsteilnehmer, die Alkohol getrunken, aber keinen Unfall verursacht hatten, stellte die Polizei zudem fest. Davon hatten 35 Personen einen Wert von mehr als 1,6 Promille, 51 sogar über zwei Promille. Ab einem Wert von 1,6 Promille wird als Regelfall eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung angeordnet. „Mit diesem Wert ist man nicht zum sicheren Führen eines Kraftfahrzeugs geeignet“, sagte Wagner.
Ein weiteres Thema, auf das Wagner hinweist, betrifft E-Scooter. „E-Scooter sind Kraftfahrzeuge“, betonte er. Dies bedeute, wer damit unterwegs sei, habe dieselben Regeln für den Konsum von Alkohol und Drogen zu beachten, die auch für die Fahrt mit dem Auto gelten. Insgesamt geht Wagner von weit über 1000 E-Scootern aus, die in der Stadt unterwegs sind und von drei Firmen verliehen werden. Hinzu kämen E-Scooter im Privatbesitz. Von Letzteren seien im vergangenen Jahr 112 nicht versichert gewesen, 99 im Vorjahr.
Leicht zugenommen hat die Anzahl der Unfälle mit Fußgängern. Sie stieg von 29 im Vorjahr auf 37. Gesunken ist die Zahl der Schulwegunfälle von neun auf zwei. Auch gab es weniger Unfälle mit schulpflichtigen Kindern (29 gegenüber 36 im Vorjahr). Wagner betonte, dass sich hier die Arbeit von Verkehrssicherheitsberaterin Silke Hitschfeld und ihrem Team auszahle. „Kinder müssen zu einem verantwortungsvollen Umgang im Straßenverkehr erzogen werden“, sagte Wagner. „Man kann und muss den Kindern etwas zutrauen.“ Es sei nicht hilfreich, die Kinder immer mit dem Auto bis vor die Schule zu fahren. Stattdessen sollten Eltern lieber mit ihrem Nachwuchs üben, wie der Schulweg sicher zurückgelegt werden könne. Schulwegpläne lassen sich auf der Homepage der Stadt unter www.wolfsburg.de einsehen und können Hilfestellung für einen sicheren Schulweg geben.
Weiterhin ein Thema für die Polizei sind Wildunfälle. Davon gab es 269 im vergangenen Jahr (Vorjahr 273). Als Unfallschwerpunkte haben sich die B 188 von der Schlosskreuzung in Richtung Weyhausen, die K 31 Velstove-Brackstedt sowie die K 46 Kreuzheide-Brackstedt herausgestellt. Auch auf der L290 Hehlingen-Neindorf und der K 28 im Bereich Weyhäuser Weg kam es zu Wildunfällen.