Die Kosten für die Zwei-Wachen-Strategie stiegen immer weiter an. Dazu kam der Neubau der Hauptwache an der Dieselstraße. Die Gruppe Grüne/FDP/Volt hatte zusammen mit der PUG beantragt, die zweite Feuerwache nicht zu bauen. Dies könne sich die Stadt Wolfsburg wegen der angespannten Haushaltslage derzeit nicht leisten. „Angesichts der aktuellen finanziellen Herausforderungen in Wolfsburg und aber auch der Erforderlichkeit einer entsprechenden Daseinsvorsorge als Pflichtaufgabe ist es entscheidend, die Haushaltsmittel sorgfältig zu verwalten. Der Prozess zielt darauf ab, die Perspektiven und Erfahrungen aller Beteiligten zu berücksichtigen. Dabei sollen künftige Investitionen im Bereich der Gefahrenabwehr betrachtet werden“, sagt der Sprecher der Verwaltung.
Mit dem Entschluss, die zweite Feuerwache nicht zu bauen, wurde der Masterplan forciert. Die Ausarbeitung und Gespräche dazu laufen. Allerdings gibt es noch keine Beschlüsse. „Der Prozess ist ergebnisoffen, daher liegen derzeit noch keine konkreten Ergebnisse vor“, sagt ein Sprecher der Stadtverwaltung. Die CDU-Ratsfraktion zeigt sich zuversichtlich, dass die Debatten um die zukünftige Aufstellung der Feuerwehr funktionieren. „Die Details werden sich aus den laufenden Diskussionen und Analysen im Rahmen des Masterplan-Prozesses ergeben“, gibt CDU-Fraktionsvorsitzender Christoph-Michael Molnar bekannt.
Worum geht es bei der Zukunft der Feuerwehren in Wolfsburg? „Wir stellten uns bei den Baukosten die Frage, ob wir die zweite Wache wirklich brauchen oder ob wir das Ganze nicht anders optimieren können. Wir wollen die Gelegenheit nutzen, den Katastrophenschutz zu fokussieren. Die Berufsfeuerwehr und Freiwilligen Feuerwehren sind gut aufgestellt, aber ob das immer so bleibt, ist die Frage. Daher geht es darum, auf zukünftige Ereignisse ad hoc reagieren zu können“, sagt Andreas Klaffehn (PUG).
Der aktuell gute Status der Einsatzkräfte soll optimiert werden. „Es geht um eine Neuausrichtung und Stärkung unserer Feuerwehren durch moderne Technik, bessere Ausbildung und angepasste Infrastruktur, die aus dem Prozess des Masterplans hervorgehen werden“, sagt Molnar.
Innerhalb von zwölf Monaten soll nun eine Planung erarbeitet werden, wie die Gefahrenabwehr im Stadtgebiet langfristig gewährleistet werden kann. Es gehe darum, Lagerkapazitäten zur Verfügung zu haben, damit beispielsweise auf eine erneute Pandemie oder eine Vielzahl Geflüchteter durch weitere Entwicklungen in Sachen Krieg aufgenommen werden können, so Klaffehn. „Die Pflichtaufgabe muss aber weiterhin erfüllt werden. Es geht darum, wie bei der Ausgestaltung und Stärkung der Feuerwehr die gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden können“, führt Klaffehn an.
Auch gesetzliche Veränderungen im Sinne der Anforderungen müssen im Blick behalten werden. Nach einem Brandeinsatz muss die Ausstattung der Feuerwehrleute gereinigt und auf die Technik überprüft werden. Dazu benötigt es entsprechende Räume zur konsequenten Trennung von Arbeitsbereichen mit kontaminierter Ausstattung und den übrigen „weißen“ Räumen. „Früher gab es noch nicht diese ausgeprägte Schwarz-Weiß-Trennung mit den geforderten Bereichen. Die Frage ist, wie bekommen wir es hin, planerisch zukunftsfähig auf neue Anforderungen zu reagieren“, sagt Hans-Georg Bachmann (SPD). Dabei steht auch die Ausstattung und Ausbildung der Feuerwehren im Fokus. „Mehrere Arbeitsgruppen befassen sich mit dem Masterplan, um alles vernünftig unter einen Hut zu bekommen“, erklärt Bachmann.
Die Wolfsburger CDU-Fraktion sieht in den vergangenen Extremsituationen eine Chance, die Stadt für künftige Lagen vorzubereiten und zu wappnen. „Der Masterplan ist ein wesentlicher Schritt, um unsere Stadt auf zukünftige Risiken und Herausforderungen vorzubereiten. Der Plan ermöglicht es uns, aus Erfahrungen und möglichen zukünftigen Ereignissen zu lernen und präventive Maßnahmen zu entwickeln. Die pandemische Erfahrung und Wetterkatastrophen haben gezeigt, wie wichtig eine gut aufgestellte Feuerwehr ist. Die Einbeziehung dieser Erfahrung in den Masterplan wird sicherstellen, dass unsere Feuerwehr effektiver auf zukünftige Notfälle reagieren kann“, sagt Christoph-Michael Molnar.
Zur technischen Ausstattung der Stadt zählen unter anderem eine Notstromversorgung, Leuchtmittel, Kommunikationsmittel zum sicheren Austausch mit der Feuerwehrleitstelle und Netzersatzanlagen. Einen funktionstüchtigen Bunker gibt es derzeit nicht. Im Ernstfall gebe es Sicherheitskonzepte, wie bestimmte Bevölkerungsschutzleuchttürme. „Diese sollen als Anlaufstelle in verschiedenen Krisenlagen dienen. Hier können die Bürger Informationen erhalten und vor allem auch Hilfe rufen. In der Regel handelt es sich um städtische Objekte, die in unterschiedlichen Ausbaustufen vorgeplant sind“, sagt der Sprecher der Stadtverwaltung.
Die Corona-Pandemie sorgte für eine besondere Situation. Eine erneute derartige Lage sei nach Angaben des Wolfsburger Oberbürgermeisters Dennis Weilmann nicht in Sicht. Dennoch spricht er eine Warnung aus: „Das Infektionsgeschehen wird von nationalen und internationalen Gesundheitsbehörden beobachtet. Dabei finden sich zurzeit keine Hinweise auf die Entwicklung von Epidemien, die sich weltweit ausbreiten könnten. Grundsätzlich ist das Auftreten einer Pandemie wieder möglich, weswegen auch ein Monitoring relevanter Infektionskrankheiten in Deutschland, in Europa und weltweit vorgenommen wird. Dadurch ist es möglich, frühzeitig Schutzmaßnahmen einzuleiten“, unterstreicht Weilmann.