Wobei die Leidenschaft für den Käfer bei dem früheren Polizeihauptkommissar und späteren Autoverkäufer erst vor zwölf Jahren so richtig entfacht wurde. Für einen Bekannten hatte er den VW Käfer 1500 besorgt. Diesem Sammler der Kultwagen von Volkswagen wiederum hat Sellner schließlich nach langen Verhandlungen den Käfer abgekauft. „Als er den Preis genannt hatte, stand ich am nächsten Tag bei ihm auf der Matte und habe ihm das Geld gleich in die Hand gedrückt“, erinnert er sich. Nicht, dass der Verkäufer es sich noch anders überlegt.
Seitdem hat er viel in seinen Schatz investiert. Über 300 Eintragungen hat er vornehmen lassen, denn sein Käfer ist eine wahre Fundgrube an Besonderheiten und einzigartigen Bauteilen. Da gibt es zum Beispiel den Gepäckträger mit Lamellen aus Holz, der natürlich ein Originalteil ist. Ein original Falttisch darf selbstredend auch nicht fehlen und ist im Kofferraum verstaut. Andere Teile hat Sellner in Eigenarbeit hergerichtet, wie zum Beispiel seine selbst gebauten Felgen. „Das Volkswagen-Symbol ist von einem Schlüsselanhänger“, verrät Sellner. Auch der rote Streifen an den Felgen war besonders aufwendig – denn er hatte nur einen Versuch, ansonsten wäre alle Mühe vergeblich gewesen. Die Teile kommen aber nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt und zeigen, wie kreativ es damals zuging. Wer in Schweden Rallye fahren wollte, musste zum Beispiel seine Scheinwerfer schützen. Kein Problem, ein praktischer Aufprallschutz aus Plastik, der mit Saugnäpfen an den Frontscheinwerfern befestigt wurde, sorgt für Schutz. „Leider hat ein Lkw mir die gerade zerstört“, sagt Sellner.
Dafür funktionieren noch die italienischen Blinker seines Käfers und auch der Diebstahlschutz aus Brasilien ist noch voll funktionsfähig. Mit einem kleinen Metallbügel werden die kleineren Fenster an den Vordertüren am mittleren Rahmen festgemacht, sodass Diebe nicht einfach die Scheiben eindrücken und öffnen können. Verbaut sind aber auch ein mehrere Kilogramm schwerer Schutz am Stoßfänger aus Mexiko und ein Fahrlehrerspiegel. Und auch an den toten Winkel wurde damals schon gedacht, dafür gibt es im Innenraum des Käfers einen extra angebrachten Spiegel.
Um möglichst Originalteile zu bekommen, ist Sellner viel im Internet unterwegs. So hat er ein unscheinbares, aber seltenes Plastikteil einem Sammler in Südafrika abgeschwatzt. „Auf die Fußmatte aus Mexiko habe ich sogar 14 Monate gewartet. Es war ja Corona“, erzählt Sellner. All die Leidenschaft, die er in seinen 44-PS-starken Käfer gesteckt hat, kostet natürlich auch Geld: 15.000 Euro hat er bisher in sein Schmuckstück investiert. Das hat sich insoweit ausgezahlt, weil er regelmäßig beim Maikäfertreffen in Hannover für sein Fahrzeug ausgezeichnet wurde. Dreimal hintereinander 2019, 2022 und 2023 hat er das geschafft. „Jede Serie reißt einmal, aber vielleicht klappt es auch dieses Mal“, sagt der Berliner.
Stilecht ist der Käfer übrigens mit dem Kennzeichen V-W-1500H unterwegs. „Die Eltern meines Schwiegersohns wohnen im Vogtland, da bot sich das Kennzeichen einfach an“, meint Sellner verschmitzt. Sein Käfer hat den größten Motor, den Volkswagen damals einbaute: 1,5 Liter Hubraum und 44 PS bringt der Käfer 1500, der mit Scheibenbremsen ausgestattet ist, auf die Straße. Von 1966 bis 1970 wurde die Modellreihe gebaut. „Die Chance, so ein Auto zu haben, kriegt man nur einmal im Leben“, sagt Sellner. Daher sei auch so beharrlich gewesen, seinem Freund, der mehrere Käfer sein Eigen nennt, diesen Wagen abzuschwatzen.
Die Touren mit seinem Käfer muss er übrigens ohne seine Frau unternehmen. „Die ist leider nur einmal mitgefahren. Und hat sich am Angstgriff festgeklammert“, berichtet Sellner. Für sie sei das Fahren mit dem Oldtimer leider wegen des Verkehrs nichts. Mit auf die Fahrt geht aber immer ein kleines Modell seines Käfer 1500 – ein Geschenk seiner Tochter, das Sellner penibel überarbeitet hat, bis auch jedes Detail stimmte. So musste das Modell natürlich die gleiche Lackfarbe haben wie das große Original. Das Netz des Gepäckträgers hat er aus den Netzen ganz kleiner Käseräder nachgebaut. Die Felgen glänzen wie beim Original samt roter Umrandung. Lenkrad und Sitze sind wie beim Original rot.