Was nur wenige wissen: Der Tauchclub Wolfsburg (TCW) ist mit 360 Mitgliedern der größte Tauchclub des Landes Niedersachsen. Da können die niedersächsischen Küstenregionen nicht mithalten. Die Wolfsburger Hobbytaucher springen genauso wie die Profitaucher der Berufsfeuerwehr (BF) regelmäßig in den Allersee, um an ihren Fähigkeiten und ihrer Kondition zu arbeiten. Auch Anfängerkurse finden teilweise im Allersee statt.
Bisher hatten alle Taucher dasselbe Problem: keine klare Sicht. Denn: Sobald man ins Wasser springt und den Boden berührt, wird der Grund aufgewirbelt und benebelt die Durchsicht. Deshalb haben sich Tauchclub und Feuerwehr jetzt eine Plattform aus Baugerüst-Elementen gebaut und sie im Allersee versenkt. „Sie steht jetzt in einer Tiefe von fünf Metern“, erklärt Martin Lassmann, Vorsitzender des Tauchclubs. Die Plattform habe man 60 Meter vom Südufer entfernt im See versenkt.
Konkret steht die Plattform auf sechs Füßen mit Betonblöcken. Der Gitterrost selbst – die eigentliche Plattform – ist drei mal vier Meter groß. An der Oberfläche warnen Bojen vor dem neuen Unterwasserhindernis. Genutzt werden soll die Plattform künftig für die Anfängerausbildung ebenso wie Weiterbildungen und Zwischenqualifikationen. Und zwar mit klarer Sicht: Sind die Taucher auf der Plattform, wirbeln sie keinen Grund auf – und haben den Durchblick. „Jetzt können Taucher alles sehen“, sagt Martin Lassmann.
Eine typische Übung auf der neuen Plattform: die Taucherbrille abnehmen. Das könne beim normalen Tauchgang ja auch mal passieren, so Lassmann. Wichtigste Regel: Nicht in Panik geraten, sondern ganz ruhig weitermachen. Die Taucherbrille wieder aufsetzen und dann konzentriert das Wasser, das sich in der Brille beim Aufsetzen unter der Oberfläche gesammelt hat, wieder ausblasen.
Bisher, so Lassmann, habe man viele Übungen in Wolfsburger Freibädern oder im Sandkämper Hallenbad absolviert. „In klarem Wasser“, so der Club-Chef. Künftig könne man verstärkt im Allersee trainieren. Die Abschlussprüfungen müsse man allerdings weiterhin in größeren Gewässern absolvieren – etwa in Cuxhaven oder in Nordhausen (Thüringen), in den sogenannten „Profi-Seen“.
Die Finanzierung der Plattform haben Tauchclub und Berufsfeuerwehr gemeinsam mit Sponsoren geschultert. „Dafür sind wir den Sponsoren sehr dankbar“, betont Lassmann. Beim Absenken der Plattform im Allersee war auch Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) vor Ort und dankte allen Helfern für ihr Engagement. Weilmann unterschrieb übrigens im vergangenen Jahr den Mitgliedsantrag beim Tauchclub.
Der Tauchclub war 1972 in der Gaststätte „Zum Kamin“ ins Leben gerufen worden: Ende Januar 1972 gehörten Petra Parzanka, Klaus Wollin, Heinz Wegener, Hans-Gerd Warneke, Wolf Hachmeister, Wolfgang Sukopp, Manfred Hein und Peter Kurzbach zu den acht Gründungsmitgliedern. Zählte der Tauchclub bis Mitte der 1970er-Jahre gerade einmal 36 Mitglieder, wuchs das Interesse an dem Sport über die Jahre stetig an und erreichte im Jahr 2017 mit 393 Mitgliedern seinen Höhepunkt. Zudem schafften sich die Taucher ein neues Kompressionsgerät an, um die Atemluftgeräte schnell füllen zu können.