Viel Regen und schlechte Bedingungen wirkten sich auf den Ertrag der Landwirte aus. „Wegen der Überschwemmungen konnten wir erst spät auf die Flächen“, sagt Brandt. Weil das Geschäft der Kartoffelbauern stark vom Wetter der kommenden Monate abhängt, kann kaum eine Prognose abgegeben werden. „Während der Ernte kann ich sagen, ob es gut läuft oder nicht, aber im Vorfeld eine Tendenz abzugeben, wie es laufen wird, das geht nicht“, sagt Brandt.
Klaus-Dieter Böse vom Kreislandvolk Gifhorn-Wolfsburg hatte bereits 75 Euro pro 100 Kilogramm als Preis vermeldet. „Das ist ein Tagespreis, der sich weiter entwickeln kann“, sagt Böse. Dazu kämen Abzüge, die einkalkuliert werden müssten. „Bei knapper Ware ist der Preis hoch“, sagt Böse. Dennoch könnten die Landwirte gerade zufrieden sein. „Wir hatten auch schon einmal nur 20 bis 25 Euro.“
Elke Brandt hat auf dem Wolfsburger Wochenmarkt bereits die ersten Frühkartoffeln im Verkauf. Damit ist die Ernte beim landwirtschaftlichen Betrieb in Sassenburg bereits angelaufen. Wie sieht es andernorts aus? Seit zwei Wochen sind die Roder von Ernst Lütje aus Wasbüttel auf Tour. „Wir sind zwei, drei Wochen früher dran als voriges Jahr.“ Das sei auch gut so, denn inzwischen laufe der Vorrat aus. „Das spiegelt das Gesamtbild wieder. Anders als in den anderen Jahren gibt es keine Alt-Ernte mehr“, sagt Lütje. Dazu gebe es eine gute Nachfrage aus der Pommes- und Chips-Industrie, die inzwischen auch weniger aus ihrem Stammproduktionsland Belgien einkaufen könne, weil es dort ebenso Einbrüche bei der Ernte gebe. Mit seinen Frühkartoffeln ist Lütje gerade zufrieden: Der Ertrag sei Durchschnitt, aber die Qualität „sehr gut“.
Henning Kuhls aus Neubokel rechnet damit, dass die Kartoffelpreise „bis August auf hohem Niveau“ bleiben dürften. Danach würden die Karten neu gemischt. Garantien gebe es aber nicht. Die Landwirte verweisen darauf, dass die Preisentwicklung von vielen Faktoren abhänge. „Wir sind alle vom Wetter abhängig“, sagt Elke Brandt. Abwarten müssen die Landwirte auch, welche Preisauswirkungen die Überschwemmungen in Süddeutschland und die daraus resultierenden Ernteausfälle dort auf den bundesweiten Markt haben. Auch wenn laut Lütje Niedersachsen das Hauptanbaugebiet für Kartoffeln in Deutschland ist.
Rüdiger Fricke von der Gifhorner Geschäftsstelle der Landwirtschaftskammer, die auch die Stadt Wolfsburg betreut, sieht in der Krautfäule ein weiteres großes Problem. Zumal der Handel signalisiere, dass die entsprechenden Pflanzenschutzmittel gerade knapp würden. Ernteausfälle mag er nicht vorhersagen. Da hält er sich mit einer Prognose ebenso wie die Landwirte zurück. Fricke bleibt aber zuversichtlich: „Ich glaube nicht, dass wir ein Versorgungsproblem kriegen.“
Auch Kuhls hat die Krautfäule im Blick. „Eigentlich war es kein Krautfäule-Wetter“, sagt der Landwirt aus Neubokel. Trotzdem müsse man die Bestände regelmäßig beobachten. „Das Wetter, das die Krautfäule begünstigt, ist warm und feucht. Eine Kombination, die die Knolle nicht verträgt“, sagt Böse. Auch wenn das passende Wetter für die Krautfäule nicht vorherrschte, ist der Befall auch im Landkreis Gifhorn verortet. „Der Wind kann die Krautfäule zu uns tragen“, sagt Brandt.
Die Tagespreis-Schwankungen seien laut Böse ein Indiz dafür, dass der Kartoffelmarkt nicht ganz einfach sei. Dazu sieht der Geschäftsführer des Landvolk-Kreisverbandes Gifhorn-Wolfsburg einen leichten Trend weg von der Speisekartoffel. Viele Kunden greifen ihm zufolge eher zu Nudeln, weil sie diese nicht schälen müssten. Diese Entwicklung sieht Fricke von der Landwirtschaftskammer ähnlich. Statt der Pellkartoffel könnte der Absatz in einem anderen Markt steigen: Besonders bei der Fußball-EM zeigt sich, dass die Kartoffel in Form von Pommes und Chips sehr beliebt ist.