Die Finanzierung für den Neubau soll nicht allein auf den Schultern der Stadt Wolfsburg lasten. „Um eine Förderfähigkeit zu erreichen, wurden seit 2017 Anträge an das niedersächsische Sozialministerium gestellt“, fasste Dr. Ursula Partzsch-Asamoah (SPD), Vorsitzende des Klinikumsausschusses, zusammen. Ursprünglich lauteten die Pläne anders: Im Jahr 2017 sah ein Planungsbeschluss eine Sanierung des zentralen Operationsbereiches (ZOP) vor. Dafür waren zehn Millionen Euro vorgesehen. Knapp vier Millionen wollte das Land Niedersachsen übernehmen. Das für die Krankenhausfinanzierung verantwortliche Sozialministerium sowie das Niedersächsische Landesamt für Bau und Liegenschaften (NLBL) verlangten aber eine tiefergehende Planung.
Die neue, im Februar 2022 von der Politik beschlossene Vorlage, ging von geschätzten Kosten in Höhe von 35 Millionen Euro bei 28 Millionen Euro Fördergeld aus. In der Planungsphase stellte sich heraus, dass nicht nur der zentrale OP-Bereich, sondern auch die urologische Klinik, die Radiologie, die Notaufnahme, das Labor und die Apotheke in die Baumaßnahme einbezogen werden sollten. Die Kostenschätzung verteuerte sich im Juni 2022 auf 56 Millionen Euro.
Bei weiteren Abstimmungsgesprächen mit dem Land Niedersachen seien 2022 Nachteile einer Sanierung im Bestand zur Sprache gekommen: „Eine lange Bauzeit von zehn Jahren, Baulärm, eine eingeschränkte OP-Kapazität und damit einhergehende Einnahmeverluste“, zählte Partzsch-Asamoah auf. Das Klinikum habe die Aufgabe erhalten, den Sanierungsbedarf zu eruieren. Die Analyse führte das Hamburger Projektbüro Archimeda durch und kam zu dem Schluss, dass dringender Handlungsbedarf in den schon genannten Bereichen des Klinikums herrsche. „Die weiteren Abstimmungsgespräche mit dem Sozialministerium und dem NLBL ergaben, dass eine Sanierung im Bestand zu verwerfen und stattdessen die Planung für einen neuen Funktionsanbau zu verfolgen ist“, führte Partzsch-Asamoah aus. Das Projektbüro ging dabei von Kosten in Höhe von 120 Millionen aus.
Das Land Niedersachsen werde mit einer finanziellen Förderung des neuen Funktionsanbaus von mindestens 70 Prozent dafür sorgen, dass das Klinikum für die nächsten Jahrzehnte zukunftssicher aufgestellt und die medizinische Versorgung der Patienten gesichert sei. „Diese Möglichkeit sollten wir uns nicht entgehen lassen, zumal auch die Zeit für die Sanierung der Operationssäle dringend ist“, sagte Partzsch-Asamoah. Sie betonte außerdem die Bedeutung des OP-Roboters für das onkologische Zentrum. Nach der Krankenhausreform sei der Roboter zudem wichtig, um in eine Leistungsgruppe eingeteilt werden zu können. „Ohne einen solchen Roboter gefährden wir unsere Krankenhauseinstufung“, so Partzsch-Asamoah.
Christoph-Michael Molnar (CDU) sagte, es gehe um die langfristige hochwertige medizinische Versorgung der Menschen in der Region. „Die Investitionen in das Klinikum sind nicht nur notwendig, sondern absolut richtig.“ Durch die Anschaffung eines OP-Roboters werde sichergestellt, dass das Klinikum konkurrenzfähig bleibe. Mit dem Neubau werde auch die Grundlage für zukünftige Erweiterungen und Anpassungen an die stetig wachsende Anforderungen der medizinischen Versorgung geschaffen.
Auch Thomas Schlick (AfD) hielt die geplanten Neuerungen am Klinikum für richtig, sagte aber auch: „Wir haben uns nach der Sommerpause erschrocken, als wir von den 120 Millionen Euro erfahren haben.“ Dieses Thema hätte im Rat eher kommuniziert werden sollen. Schlick kritisierte, dass sich die Kosten immer weiter in die Höhe geschraubt hätten. „Ich verstehe nicht, wie sich der Sanierungsstau so auftürmen konnte.“ Gleichzeitig müsse aber alles getan werden, damit Wolfsburg ein funktionierendes Krankenhaus behalte. Zwar gebe es Fördermittel vom Land, aber der Anteil der Stadt könne wahrscheinlich nur über Kredite finanziert werden.
Auch Marco Meiners (FDP/Grüne/Volt) kritisierte, dass die Ratsvorlage kurzfristig kam. Seit 2021 habe festgestanden, dass die Sanierung im Bestand nicht mehr komme und der Rat sei trotzdem nicht informiert worden. Der Rat werde jetzt offenbar ins Boot geholt, weil Finanzmittel benötigt würden. „Wir möchten, dass der Rat in Zukunft deutlich früher bei solchen eklatanten Kursänderungen eingebunden wird“, so Meiners.