Jüngst versammelten sich rund 60 Mieter aus dem Quartier in der Nähe der Baustelle. Neben Michael Metz, Fraktionssprecher der CDU im Ortsrat Vorsfelde, war auch Bürgervertreter Felix Becker (SPD) erschienen. Die beiden Kommunalpolitiker bekamen den Frust der Mieter hautnah mit. „Ich will hier mal etwas mitteilen“, sagt eine junge Frau. Sie hält ein Kind auf dem Arm. „Ich bin erst kürzlich hierhergezogen, ich wusste nicht, was hier los ist. Ich habe für 6000 Euro eine Küche gekauft.“ Plötzlich laufen der Mutter Tränen über das Gesicht. Jemand reicht ein Taschentuch. Sie fährt fort: „Wenn ich nach einem langen Arbeitstag im Rettungsdienst einfach nur heiß duschen möchte und meinen Sohn baden möchte, dann geht das nicht.“ Auf ihrer Arbeitsstelle wolle sie nicht duschen, obwohl das möglich wäre. Vor allem junge Familien leiden unter der Situation. Mieterin Jacqueline Severitt aus der Hermann-Löns-Straße berichtete, dass sie ihre drei kleinen Kinder zum Baden zu ihrer Mutter in den Landkreis Gifhorn bringe. „Die Badewanne hier kann ich nicht benutzen, sie ist eiskalt.“
Hunderte Beschwerde-Anrufen müssen inzwischen aus Vorsfelde in der Zentrale der LEG Wohnen, eingegangen sein. Besonders ärgern sich die Mieter über die bisherigen Reaktionen der Wohnungsgesellschaft mit Sitz in Düsseldorf, die in Wolfsburg mehr als 1.100 Wohnungen vermietet. „Es ist ein katastrophaler Zustand“, schimpft Anwohnerin Simone Hänisch. Dass die LEG von „Unannehmlichkeiten“ spreche, habe sie schlichtweg entsetzt.
Die Wassertemperatur habe in den vergangene Wochen nicht über 26 Grad gelegen. Durch die Dämmung der Häuser komme hinzu, dass sich bei feuchter Luft in den Wohnungen Schimmel bilde, auch wenn eine Dauerbelüftung eingebaut wurde.
Ähnliches berichtet Mieter Marco Pede, er wohnt wie Simone Hänisch am Lüneburger Ring. „Das Wasser ist nicht kalt, aber auch nicht heiß. Ich habe kürzlich 28 Grad gemessen.“ Mit einem süffisanten Lächeln teilt er mit: „Für Januar 2025 ist von der LEG eine Mieterhöhung angekündigt worden.“
Auch eine andere Mieterin, die anonym bleiben wollte, berichtet von einer Mieterhöhung. „Wo geht das Geld hin?“, fragt sie. Offenbar werde es nicht genutzt, um die Wärmeversorgung in Ordnung zu halten. Die Mieter fragen sich: Wie ist das mit den Reparaturkosten? „Wer garantiert uns, dass die Kosten nicht auf die Nebenkostenabrechnung addiert werden“, fragt Manuel Braasch, der in der Hermann-Löns-Straße wohnt.
„Wir hatten uns zunächst rausgehalten, weil es um privatrechtliche Dinge ging. Mittlerweile ist es so, dass rund 1.200 Menschen aus Vorsfelde betroffen sind, rund zehn Prozent des Ortsteils. Da kann die Politik nicht mehr wegschauen“, sagt Michael Metz.
Alle Fraktionen hätten sich getroffen und wollten die Bürger nicht allein lassen. Auch Metz habe versucht, die LEG telefonisch zu erreichen. „Man wollte mich zunächst abwimmeln“, so Metz. Die Kommunikation der Wohnungsgesellschaft bezeichnete er als „unterirdisch“. Er riet den Anwohnern einen Rechtsbeistand hinzuzuziehen, das sei auch als Mietergemeinschaft möglich.
Letztlich habe er aber Kontakt zu Christina Preissler vom Kundenservice bekommen. Die LEG-Mitarbeiterin sei zur nächsten Ortsratssitzung eingeladen worden. Michael Metz lud auch die Anwohner zur nächsten Sitzung am 23. Oktober um 18.30 Uhr ins Schützenhaus ein. Auch Felix Becker sprach von einem nicht „hinnehmbaren Zustand“. „Mietrechtlich ist das nicht haltbar, deswegen wollen wir hier vermitteln.“ Michael Metz dämpfte aber die Erwartungshaltung: „Wir können nur versuchen, Druck zu machen, so wie Sie jetzt hier Druck machen.“
Maximilian Kreft, PR-Referent der LEG-Immobilien teilte auf WAZ-Anfrage mit, dass die gestarteten Tiefbauarbeiten rund zwei Wochen andauern. „Die Reparaturen an den Leitungen zu den jeweiligen Objekten werden anschließend ausgeführt. Darüber hinaus werden nach Abschluss dieser Arbeiten noch weitere Reparaturen an den Heizungsanlagen der Objekte durchgeführt, um eine nachhaltige Verbesserung der Situation für unsere Mieter zu gewährleisten“, so Kreft.
Für die Mieter in der Hermann-Löns-Straße und Zum Heidgarten gebe es bereits gute Nachrichten. „Hier werden derzeit schon erste Arbeiten durchgeführt, die unabhängig von den oben genannten Maßnahmen sind. Sollten diese Arbeiten planmäßig abgeschlossen werden, steht unseren Mietern in diesen Objekten wieder warmes Wasser und Heizung zur Verfügung.“