Auf diese Weise würden die Beteiligten die demokratischen Grundwerte an die kommenden Generationen weitergeben. „Diese Aufgabe ist gerade heute wichtiger denn je. Kriege, wirtschaftliche Unsicherheiten, ein global erstarkender Rechtspopulismus: Inmitten dieser gesellschaftlichen Unruhen ist es an uns, eine klare Haltung für Demokratie, Toleranz und Solidarität einzunehmen“, betonte Flávio Benites, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Wolfsburg.
Der Vorsitzende erinnerte an den Schicksalstag des 9. November, an dem 1938 nicht nur die Reichspogromnacht, sondern vor genau 35 Jahren auch der Fall der Mauer stattfand. Letzteres Ereignis stehe symbolisch für Befreiung, Demokratie, Optimismus und Zusammenhalt der Gesellschaft. „Solche Impulse brauchen wir wieder“, betonte Benites, „Wir brauchen eine neue Entspannungspolitik und Friedensbewegung, aber keinen dritten Weltkrieg.“
Ihm sei es wichtig, dass die Themen „Krieg und Migration“ wieder in den Mittelpunkt der medialen und politischen Tagesordnung rücken, statt in Vergessenheit zu geraten. Mut, Engagement und Zivilcourage seien die wesentlichen Werte innerhalb der Gesellschaft. „Dafür lohnt es sich, jeden Tag aufzustehen und zu kämpfen“, ermutigte er.
Dem schloss sich auch Ilker Sahin, Vertrauenskörperleitung bei VW, an. „Wir müssen Brücken bauen, statt Mauern zu errichten“, betonte Sahin. Dies könne beispielsweise durch Bildung, Dialog oder aktives Engagement geschehen. „Seid wachsam, schaut hin und steht auf, wenn über Andersdenkende gehetzt wird. Das Leid von damals darf sich nicht wiederholen“, unterstrich er.
Dafür sei Solidarität in Form einer gegenseitigen Unterstützung - unabhängig von Religion oder Weltanschauung eines Menschen - wesentlich. Jede und jeder Einzelne müsse die Vielfalt feiern und für ein sicheres und respektvolles Leben einstehen.
Ceren Karaer, Mitglied der Jugend- und Auszubildendenvertretung von VW, machte darauf aufmerksam, dass sich gerade in Zeiten eines politischen Vakuums viele Menschen einfacher Worte bedienen und den Weg des Faschismus gehen würden. „Doch für die Zukunft ist es wichtig, nicht den einfachen, sondern den richtigen Weg der Menschlichkeit und Solidarität zu bestreiten“, sagte sie entschlossen. Die Antifa-Woche soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig es sei, gegen Ausgrenzung Stellung zu beziehen und für Werte, wie Frieden, Freiheit und Demokratie, einzustehen.
Dafür steht stellvertretend das Leben von Sara Frenkel, die als jüdische Polin und ehemalige Zwangsarbeiterin den Holocaust überlebte. Am 28. November wird sie bereits 102 Jahre alt wird und konnte daher altersbedingt nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Doch Dieter Landenberger, Leiter der Heritage-Abteilung bei VW, überbrachte stellvertretend ihre Grußworte. Ihre Botschaft richtete sich vor allem an junge Menschen: „Niemand darf einem das Lebensrecht versagen. Die Zukunft liegt in den Händen der Jugend. Ich vertraue auf Euch“, gab Landenberger ihre Worte wieder. Ihr ganzes Leben lang habe sie nicht nur in der Angst, gelebt, dass die Geschichte und auch ihr eigenes Schicksal in Vergessenheit gerate, sondern vor allem auch, dass sich die Geschehnisse wiederholen könnten.
Unter den derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen erscheint diese Sorge nicht ganz unberechtigt, wie auch Oberbürgermeister Dennis Weilmann unterstrich. „Seit 2,5 Jahren leben wir in unsicheren Zeiten, in denen viele Menschen für vermeintlich einfache Antworten empfänglich sind“, sagt der Oberbürgermeister. Er bezog sich auf den Ukraine-Krieg, den Konflikt im Nahen Osten, die unberechenbaren Präsidenten Putin und Trump sowie die unklaren Verhältnisse der Bundesregierung und auch der Zukunft von Volkswagen.
Dass die Reichspogromnacht ins Jahr der Gründung der Stadt Wolfsburg falle, stelle zugleich eine Verpflichtung dar, gegen das Vergessen anzukämpfen. Daher appelliert der Bürgermeister an das Engagement jeder und jedes Einzelnen. „Es ist wichtiger denn je, in Wolfsburg geschlossen für die Demokratie und die etablierten Parteien zusammenzustehen“, betont Weilmann, „Denn in unserer Stadt ist kein Platz für Hass, Hetze, Rechtsradikalismus und Nazis.“
Die Redebeiträge wurden durch die musikalische Begleitung des Chors „Gegenwind“ abgewechselt. Den Abschluss der Veranstaltungsreihe bildet eine Kranzniederlegung am Denkmal für die Kinder aus der „Ausländerkinder-Pflegestätte“ auf dem Velpker Friedhof am Freitag, 15. November, ab 15.45 Uhr.