Bei dem Trend führen sich Jugendliche überdurchschnittlich hohe Mengen an Paracetamol zu und dokumentieren dies in sozialen Medien wie Tiktok. Ziel ist es, eine möglichst hohe Dosis an Schmerztabletten einzunehmen. Dass sich die „Paracetamo Challenge“ ausbreitet, ist nach Angaben der Berufsfeuerwehr „besorgniserregend“. Nico Bauer von der Galerie-Apotheke in Wolfsburg findet die angesagte Welle „erschreckend“. Die Berufsfeuerwehr Wolfsburg und der Apotheker klären deshalb über das Schmerzmittel auf.
Paracetamol ist frei verkäuflich. Es ist ein häufig verwendetes Medikament gegen Schmerzen und Fieber. Bauer warnt eindringlich vor der Einnahme einer Überdosis: „Eine Überdosis kann zu schwerwiegenden Leber- und Multiorganversagen führen.“ Die Berufsfeuerwehr erklärt: „Besonders Kinder sind gefährdet, da sie mit wenigen Tabletten bereits in den toxischen Bereich kommen können.“ Laut der Feuerwehr wird die Paracetamol Challenge als Mutprobe oder aus Gruppenzwang gemacht.
Der Verband Pharma Deutschland warnt ebenfalls vor den Folgen der Paracetamol Challenge. Ursprünglich sei sie in den USA initiiert worden, mittlerweile breite sie sich jedoch auch in der Schweiz und in Belgien aus, so der Pharmaverband.
Für Paracetamol muss kein Arzt ein Rezept ausstellen. Jeder und jede kann es einfach in der nächsten Apotheke kaufen. Daher sind Apotheken laut Pharma Deutschland dazu angehalten, bei der Abgabe von Paracetamol an Jugendliche besonders wachsam zu sein.In der Apotheke der City-Galerie wird Bauer zufolge schon immer darauf geachtet, das Medikament nicht in übermäßigen Mengen zu verkaufen. In jeder Packung sind 20 Tabletten à 500 Milligramm Paracetamol. Die empfohlene Tages-höchstdosis beträgt für gesunde Menschen ab zwölf Jahren laut Packungsbeilage acht Tabletten. „Die Einnahme hängt von den Beschwerden und der Person ab. Gesunde Erwachsene ohne Leberprobleme können auch mal zwei Tabletten nacheinander einnehmen“, so der Inhaber der Apotheke.
Eine Überdosierung kann laut der Berufsfeuerwehr unter anderem zu Krampfanfällen und Koma führen. Gefährlich ist laut Bauer ebenfalls, dass die Nebenwirkungen nicht sofort auftreten. „Bei der Einnahme von zu viel Paracetamol können bleibende Schäden entstehen, die zum Tod führen können“, warnt Bauer.
Bei dem Post auf Instagram werden die Symptome beschrieben. In der Frühphase, also in den ersten 24 Stunden, kann Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit folgen. In der Spätphase (3 bis 4 Tage) kann akutes Leber- und Nierenversagen auftreten. Zu den langfristigen Folgen gehört darüber hinaus Multiorganversagen. „Wichtig: Die ersten Symptome können unspezifisch sein oder sogar ganz fehlen. Die Behandlung muss schnell erfolgen, damit die Heilungschancen hoch bleiben“, teilt die Wolfsburger Feuerwehr mit.
Bei einem Verdacht ist schnelles Handeln wichtig. Die Wolfsburger Berufsfeuerwehr appelliert, Rücksprache mit der Giftnotrufzentrale unter der Nummer (05 51) 1 92 40 zu halten. Auch der Apotheker sagt: „Eine intensivmedizinische Behandlung ist dringend notwendig. Wenn man weiß, was eingenommen wurde, kann der Notarzt schnell handeln. Und das kann Leben retten.“
In der Apotheke in Wolfsburg hätten Jugendliche bisher noch nicht nach auffälligen Mengen des Schmerzmittels gefragt. Aber der lebensgefährliche Trend könnte noch nach Wolfsburg schwappen. Daher sagt die Berufsfeuerwehr eindringlich: „Wir wollen über den Missbrauch von Paracetamol aufklären. Und deshalb achtet auf euch, auf die Familie und Freunde!“