Jonah Kasper (26) ist Kradfahrer bei der Wolfsburger Polizei, wird aber auch im Einsatz- und Streifendienst in der VW-Stadt eingesetzt. Dienstlich fährt er eine über 300 Kilogramm schwere BMW R 1200 RT, privat fährt er eine 650er Kawasaki und manchmal auch Harley. „Ich bin kein Winterfahrer“, stellt er gleich zu Beginn des Treffens klar. Diese Einstellung dürfte er mit 99 Prozent aller Motorradfans teilen.
Seine Vorbereitung auf die neue Motorradsaison beginnt allerdings schon im Winter: „Ich checke meine Ausrüstung. Sind Bekleidung, Stiefel, Handschuhe und Helm in Ordnung oder brauche ich etwas Neues?“ Das checke er schon einige Wochen, bevor er sich zum ersten Mal wieder aufs Motorrad setzt, berichtet der 26-Jährige. „So habe ich genügend Zeit für eventuelle Neuanschaffungen.“
Erst dann kümmere er sich um das Motorrad: Gibt es irgendwo Rost? Läuft irgendwo Flüssigkeit aus? Passt der Luftdruck. Dann kommt für ihn ein entscheidender Moment „Ich bocke das Bike auf den Hauptständer, setze mich drauf und lasse noch mal die vergangene Motorradsaison Revue passieren. Wo habe ich mich falsch verhalten? Was habe ich richtig gut gemacht?“ Für ihn gehört dieser Aspekt zur mentalen Vorbereitung auf die erste richtige Fahrt mit dem Motorrad.
Natürlich teilt er mit Millionen anderen Motorradfahrern dieses Glücksgefühl, wenn man zum ersten Mal seit vielen Monaten wieder das Motorrad startet und zur ersten Tour losrollt. Aber auch jetzt kommt der Profi und Polizist durch: „Man sollte sich vorsichtig ans Motorradfahren wieder herantasten und sich nicht von seinen positiven Emotionen überrumpeln lassen“, sagt er. Im Idealfall buche man ein Fahrsicherheitstraining, um wieder ein sicheres Gefühl fürs Motorrad zu bekommen. Denn, so Jonah Kasper: „Für viele ist die erste Ausfahrt das erste Mal seit vielen Monaten, dass sie überhaupt wieder auf dem Bock sitzen.“ Man müsse sich immer wieder klarmachen: „Ein Motorrad verzeiht weniger als ein Auto, jeder Fahrfehler kann sofort bestraft werden.“ Und ein Motorrad biete eben keinen „Schutzkäfig”, wie ein Auto. „Motorradfahrer müssen im Straßenverkehr für andere mitdenken! Man wird einfach schlechter gesehen als ein Auto. Außerdem schätzen viele Autofahrer unsere Geschwindigkeit falsch ein.“ Auch, weil sie seit Monaten keine Motorräder mehr auf der Straße gesehen hätten und deshalb die Erfahrung fehle. Deshalb sein wichtigster Tipp: „Defensiv fahren!“ Wer ruhig und entspannt fahre, sei sicherer unterwegs.
Beruflich kann der 26-Jährige allerdings nicht immer ruhig und entspannt fahren: Bei der Verfolgung von Rasern muss er dranbleiben – egal, ob der Temposünder auf zwei oder vier Rädern unterwegs ist. „Aber auch hier geht am Ende die eigene Sicherheit vor“, betont Kradfahrer Kasper. „Manchmal muss man einfach die Verfolgung abbrechen.“ Oder es den Kollegen im Streifenwagen überlassen.
Ansonsten teilt Jonah Kasper natürlich mit vielen anderen Motorradfans die pure Freude am Fahren. Wobei er sich – dienstlich – auch mal am Wolfsburger Schichtverkehr vorbeischlängeln oder Waldwege befahren darf.
Außerdem ist er der perfekte Nachwuchsförderer: „Kinder finden es toll, wenn sie auf meinem Polizeimotorrad Platz nehmen dürfen“, berichtet Jonah Kasper und lächelt. Möglicherweise landen diese Kinder später ja nicht nur bei der Polizei, sondern auch auf einem Motorrad.