Und tatsächlich, kaum ist eine Verbesserung über die Weddeler Schleife da, folgt die schlechte Nachricht: Ab dem 1. August 2025 wird die Verbindung erneut eingeschränkt.
Der Grund liegt nicht direkt vor Ort, sondern auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin, die generalsaniert wird. Die Fernzüge müssen umgeleitet werden, was zur Folge hat, dass die Regionalbahn RB 50 dann nur noch stündlich fährt. Ein Ersatzverkehr wird nicht angeboten.
Berufspendler in Wolfsburg und Braunschweig können zunächst also nur kurz von den neuen Zügen profitieren. Der Ausbau der Weddeler Schleife hat rund 220 Millionen Euro gekostet. Es wurden fast 39 Kilometer Gleis verlegt, 300 neue Oberleitungsmasten aufgestellt, Brücken renoviert und Stellwerke modernisiert. Täglich nutzen etwa 6100 Fahrgäste diese Strecke, weil viele auf die Anbindung wegen einer Arbeit bei Volkswagen und anderen Unternehmen angewiesen sind. Die Bahn hatte mit mehr Pünktlichkeit und Komfort geworben.
Die neuen Einschränkungen, die ab dem 1. August gelten, bedeuten jedoch längere Wartezeiten, weniger Flexibilität und möglicherweise überfüllte Züge. Für Pendler aus Braunschweig in Richtung Wolfsburg bedeutet das konkret: Von der ersten Fahrt um 4.51 Uhr werden sechs Zugfahrten bis 7.21 Uhr im Halbstundentakt angeboten, danach nur noch stundenweise.
Die Sanierung der stark befahrenen Strecke zwischen Hamburg und Berlin wird als großes Projekt der Bahn angesehen. In den neun Monaten, in denen die Strecke komplett gesperrt ist, müssen die Fernzüge ausweichen, und ein Teil dieser Umleitungen geht über Wolfsburg und Braunschweig. Dadurch wird der regionale Verkehr beeinträchtigt, da die regionalen Züge den Fernzügen weichen müssen. Ein Ersatzverkehr zwischen Wolfsburg und Braunschweig wird nicht eingerichtet, da dieser als nicht attraktiv gilt. Der Regiobuslinie 230, die im Halbstundentakt fährt, könnte zwar als Ausgleich angesehen werden, ersetzt jedoch keinen durchgehenden Regionalzug.
Wer auf den Zug angewiesen ist, sollte sich neu organisieren. Besonders Pendler, die nicht während der Stoßzeiten fahren, sollten ab August mehr Zeit einplanen oder andere Optionen prüfen. Der Regionalverband empfiehlt, den Fahrplan im Auge zu behalten und frühzeitig zu buchen. Apps wie der DB-Navigator können helfen, sich an die neuen Zeiten anzupassen. In den Hauptverkehrszeiten bleiben aber einige zusätzliche Züge bestehen, und wer flexibel ist, kann den Stoßzeiten entkommen.
Die Situation zeigt, wie kompliziert der Bahnausbau in Deutschland ist: Generell steht der Bahnverkehr in Deutschland vor einer Wende. Bis 2027 sollen rund 27 Milliarden Euro in die Infrastruktur fließen, um einen pünktlichen, zuverlässigen und umweltfreundlichen Schienenverkehr zu schaffen. Die Deutsche Bahn beziffert das Investitionsvolumen für die nächsten zehn Jahre sogar auf unglaubliche 290 Milliarden Euro.
Allein für das marode Bestandsnetz seien demnach 170 Milliarden Euro notwendig, das sind Zahlen, die den gewaltigen Sanierungsstau im deutschen Schienennetz verdeutlichen. Und genau da liegt das Problem: Wird an einer Stelle eine Strecke nach der Sanierung wieder freigegeben, wird sie oft unmittelbar als Ausweichstrecke für andere Baustellen benötigt. Ein reibungsloser Bahnverkehr wird dadurch auf Jahre hinaus unwahrscheinlich. Die Sanierung Hamburg–Berlin ist der erste große Test. Doch die Auswirkungen auf Regionen wie Wolfsburg zeigen, dass es schwierig ist, große Projekte mit regionalen Bedürfnissen in Einklang zu bringen.
Was für Wolfsburg wie ein Fortschritt aussah, wird somit schnell relativiert: Zwar ist die Verbindung besser als vorher, jedoch immer noch nicht zuverlässig. Pendler haben ab dem Sommer neue Schwierigkeiten, obwohl das zweite Gleis gerade erst fertiggestellt wurde. Ende April 2026 soll die Strecke Hamburg-Berlin wieder befahrbar sein und damit sollen auch die Einschränkungen auf der Strecke Wolfsburg–Braunschweig enden.