Ortsräte fordern temporäre
Ampel am Knotenpunkt
Unfallhäufungsstelle soll entschärft werden – Diskussion zwischen Anwohnern und Verwaltung

Knotenpunkt an der Hubertusstraße: Ortsbürgermeisterin Angelika Jahns im Gespräch mit Anwohnern.Foto: Roland Hermstein
Wolfsburg. Im letzten Jahr sei fast ein Mensch bei einem Unfall am Knotenpunkt K46/ Hubertusstraße gestorben. Nach Angaben vom Ordnungsdezernenten Andreas Bauer sind im vorigen Jahr vier Unfälle an der Kreuzung in der Nordstadt passiert. „Das ist eine absolut hohe Zahl für eine Stadt“, betonte der Vertreter der Wolfsburger Verwaltung. Die Stadt möchte demnach an der Unfallhäufungsstelle eine Ampelanlage aufstellen.Die Anwohner wehren sich vehement gegen die Vorlage, die am 18. Juni im Rat behandelt werden soll. Frank Harmeling nahm mit neun weiteren Bürgern an der Sondersitzung der beteiligten Ortsräte Brackstedt/Velstove/Warmenau, Kästorf/Sandkamp und Nordstadt teil. Der 59-Jährige aus Kreuzheide sagte: „Meine Frau ist über Pfingsten von Haus zu Haus gegangen und hat Unterschriften für den Bau eines Kreisels gesammelt. 145 Menschen haben unterschrieben.“

Eine 54-jährige Anwohnerin der Hubertusstraße, die anonym bleiben möchte, fühlt sich bei der Entscheidung zur Ampel übergangen. „Wenn dort eine Ampel aufgestellt wird, können wir wegen des Rückstaus nicht mehr von unseren Grundstücken fahren“, befürchtet die Wolfsburgerin. Eine 38-jährige Nachbarin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagte: „Eine Ampel ist wegen der Wartung zu teuer.“

Mitarbeiter der Stadtverwaltung beleuchteten die Möglichkeiten, den Verkehr zu entschärfen. Demnach ist ein normaler „kleiner Kreisverkehr“ nicht leistungsfähig. Doch ein Kreisel mit einem zusätzlichen „Bypass“ birgt laut Verwaltung weitere Unfallgefahren, weil die Autos sich auf einer sehr kurzen Strecke wieder einfädeln müssen. Diese Variante würde über 2,5 Millionen Euro kosten und rund fünf Jahre dauern.

Bei einer Ampelanlage gebe es eine leistungsfähige Abwicklung aller Verkehrsströme und sichere Querungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer. Die Kosten werden auf 700.000 Euro geschätzt und die Ampel könnte in rund einem Jahr stehen. Nach Angaben einer Verwaltungsmitarbeiterin werde mit der intelligenten Ampelschaltung auch der Ruckstau in der Hubertusstraße verringert. Während der Aussage schüttelten viele Leute auf der Tribüne ihren Kopf.

Das Problem mit den Unfällen gibt es schon seit zehn Jahren. Bereits vor fünf Jahren wurde über eine Ampel oder einen Kreisel diskutiert. 2020 erfolgten Interimslösungen, um den Verkehr kurzfristig zu entschärfen. So wurde die Rechtsabbiegespur auf die Hubertusstraße verkürzt und die Geschwindigkeit reduziert. Wegen Corona und Home-Office gab es deutlich weniger Verkehr. Bauer zufolge passieren seit 2022 wieder mehr Unfälle. „Daher zeichnet sich ab, dass die Unfälle an der Verkehrsdichte liegen. Außerdem haben Experten festgestellt, dass es am Abbiegen und nicht an der Geschwindigkeit liegt“, teilte Bauer mit. Das können die Anwohner kaum glauben. Schließlich würden viele Autos schnell in die Hubertusstraße einbiegen.

Bauer berichtet von einem Unfall, der am 28. Mai passiert ist. Dabei wurden drei Menschen verletzt und zwei Wagen mussten abgeschleppt werden. Die Verwaltung drängt deshalb auf eine Lösung. „Es muss sich was ändern, wir müssen unmittelbar in die Umsetzung kommen“, sagte Baudezernent Kai-Uwe Hirschheide. Dieses Pochen auf eine Zustimmung zur Ampel stieß bei Jens Melsa, Fraktionssprecher PUG, auf Unverständnis. „Es fühlt sich so an, als ob sie uns die Pistole auf die Brust setzen“, so das Mitglied vom Ortsrat Nordstadt.

Angelika Jahns, Ortsbürgermeisterin Brackstedt/Velstove/Warmenau, wirkte im Ratssaal etwas angefressen. „Wir hätten die Vorlage gerne im Ortsrat beraten, schließlich hatten wir letzten Mittwoch eine Sitzung.“ Sie brachte eine provisorische Ampel ins Spiel. Das forderte der Ortsrat bereits vor Jahren, die Idee wurde jedoch abgelehnt. Ortsbürgermeister Fancescantonio Garippo betonte, dass auch der Ortsrat Kästorf/Sandkamp einen Kreisel haben möchte. „Anstatt zu diskutieren, sollte der Versuch mit der provisorischen Ampel gestartet werden. Dann sehen wir, wer richtig liegt. Außerdem muss auch der Ausbau der B188 in die Entscheidung einfließen.“ Ortsbürgermeisterin Immacolata Glosemeyer unterstrich mehrmals, dass die Anwohner keinen fließenden und stehenden Verkehr in der Nordstadt haben möchten.

Nach einer Unterbrechung der Sitzung erklärte Glosemeyer, dass sich die Ortsratsmitglieder überfraktionell besprochen hätten. „Es wird darüber abgestimmt, die Vorlage als behandelt zu betrachten. Das ist weder positiv noch negativ.“ Anschließend stellten Glosemeyer, Jahns und Garippo für jeden Ortsrat den Antrag auf eine temporäre Ampel. Bei beiden Abstimmungen gab es eine große Mehrheit unter den Ortsratsmitgliedern.





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