„Unsere Hauptmieter sind Business-Reisende“, sagt Jeroen Boonstra, der sich selbst als „Gastgeber“ bezeichnet. Auf seiner Visitenkarte steht Vertrieb Wohnimmobilien. In der Regel würden sich Fach- und Führungskräfte für vier bis sechs Monate in eines der 60 Apartments einmieten. Sie wollten das Gefühl haben: „Hier wohne ich – wie in meinen eigenen vier Wänden.“ Solch ein „Serviced Apartment“ sei eine Wohnform zwischen dem eigenen Zuhause und einem Hotel. Im „Splace“ – des steht für „Serviced Place“ – teilen sich zwei „Gastgeber“ eine Stelle. Außerdem gibt es eigene Hausmeisterin.
Die Wohnanlage beherbergt 60 Apartments mit Größen zwischen 26 und 46 Quadratmetern und ist eingerahmt von ähnlichen Gebäuden mit Mietwohnungen. Ein wichtiger Unterschied zu Pensionen, Hotels oder Boarding-Häusern ist die Wohndauer: „Ein Apartment muss man für mindestens einen Monat mieten“, betont Jeroen Boonstra. Die Preise liegen zwischen 1.490 (für das 26 Quadratmeter große Urban Apartment) und 2.090 Euro (für das 46 Quadratmeter große Superior Apartment) im Monat. Auf den ersten Blick erscheinen die Preise happig: „Wohnen SieAlle Apartments haben eine voll ausgestattete, moderne Küche und einen Balkon. Ab der Comfort-Kategorie sind der Wohn- und Schlafbereich optisch getrennt, auch einen separaten Arbeitsbereich gibt es. In der sogenannten Lounge neben dem Eingangsbereich sind auch Arbeitstreffen inklusive Präsentationen möglich – die technische Ausstattung macht es möglich. „Aber wir haben hier im vergangenen Jahr auch gemeinsam die Spiele der Fußball-Europameisterschaft geschaut“, sagt Jeroen Boonstra.
Das Spannende dabei: „Unsere Mieter kommen aus der ganzen Welt. Das hat das gemeinsame Gucken der Fußballspiele so interessant gemacht“, sagt der gebürtige Holländer. Vor seinem Job im Splace war er bei VWI für die Wohngemeinschaften zuständig. Davor hat er Erfahrungen im niederländischen Groningen als „Herbergsvater“ für 1.500 WGs für Studierende sammeln können.
Auch ein Fitness-Raum steht den Business-Mietern zur Verfügung: „Viele Leute, die den ganzen Tag lang mit dem Kopf arbeiten, brauchen das Training als Ausgleich“, so Boonstra. „Entweder morgens vor der Arbeit oder abends nach der Arbeit.“ Der Trend bei vielen Führungskräften gehe zum Frühsport - weil sie oft nicht wüssten, wann sie Feierabend machen können. Zum Chillen steht den Mietern der „Rooftop“ zur Verfügung: eine große Dachterrasse, auf denen sie sogar grillen können.
Wer seine Wäsche selber waschen will, kann sich eine Waschmaschine buchen. Auch Staubsauger können sich Mieter jederzeit ausleihen. „Man kann aber auch den entsprechenden Wasch- oder Reinigungsservice buchen“, sagt Boonstra und lächelt. Einen eher schlichten Raum im Eingangsbereich bezeichnet er als „unser Herz“: Dort haben alle Mieter einen eigenen Briefkasten. Hier findet auch die digitale Schlüsselübergabe statt. Außerdem stehen Boxen für den Wäscheservice und für Paketdienste bereit. „Viele Mieter melden hier vorübergehend ihren Zweitwohnsitz an“, erklärt Jeroen Boonstra. „Dann brauchen sie auch eine Adresse und einen Briefkasten.“
Wer konkret sind diese Mieter? „Fach- und Führungskräfte von Konzernmarken wie Audi, Porsche und Skoda, die zeitweise in Wolfsburg eingesetzt werden“, so Boonstra. Aber auch Beschäftigte von VW-Zulieferern oder Unternehmen, die mit der Autoindustrie nichts zu tun haben. Viele würden die Wochenenden in ihrer Heimat verbringen, andere würden ihre Partner übers Wochenende „in die eigenen vier Wände“ nach Wolfsburg einladen. Aber natürlich gebe es auch Mieter aus asiatischen Ländern, die eine Zeitlang in Wolfsburg arbeiten würden – vor allem aus China.
Nicht wenige würden dann darüber staunen, „wie grün und lebendig unsere Stadt ist“, sagt Tobias Fruh, Sprecher von Volkswagen Immobilien. Vom Splace aus habe man kurze Wege zum Bahnhof oder in die Stadt. Oder eben ins Grüne. VW Immobilien sehe sich nicht nur in seiner Rolle als Vermieter von Business-Apartments, sondern möchte auch die Standortattraktivität und die Region fördern. Wer Wolfsburg beruflich oder als Ehepartner von seiner besten Seite erlebe, so Fruh, könne eines Tages als Tourist wiederkommen.
Allerdings geben Boonstra und Fruh zu, „natürlich“ die VW-Krise zu spüren: Vor der Krise seien mehr Business-Reisende für eine längere Zeit unterwegs gewesen. Aber zur Wahrheit gehöre auch: Zur Zeit der Corona-Pandemie habe man einen heftigen Einbruch erlebt. „Mittlerweile haben wir annähernd wieder einen Vermietungsstand wie vor der Pandemie erreicht“, sagt Jeroen Boonstra.
Aber das Splace können ja nicht nur Business-Reisende nutzen: „Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Jeroen Boonstra. Vorausgesetzt, er bleibt mindestens einen Monat.