„Demenz bedeutet nicht nur Vergessen. Es ist eine andere Art, die Welt zu erleben. Unser Ziel ist es, diese Welt besser zu verstehen – und das Krankenhaus so zu gestalten, dass sich Menschen mit Demenz sicher und gesehen fühlen“, weiß Julia Neumann. Sie ist im Klinikum Wolfsburg als Demenzbeauftragte eine zentrale Ansprechpartnerin – mit viel Herz und einem wachen Blick für das, was Betroffene im Krankenhaus wirklich brauchen.
Das Klinikum bietet Patienten mit einer demenziellen Erkrankung eine strukturierte Unterstützung. Dazu zählen Patientenbegleiter, die Betroffene und Pflegekräfte durch gezielte Zuwendung und Orientierungshilfe entlasten. Zum Einsatz kommen im Klinikalltag Nestelkissen, Klingelmatten, persönliche Gegenstände und visuelle Hilfen, die in der fremden, neuen Umgebung, den betroffenen Patienten Sicherheit geben. Das beliebte „Abendcafé“ schafft einen offenen, niedrigschwelligen Treffpunkt von demenziell erkrankten Patienten – mit Gesprächen, praktischen Tipps und Begegnung auf Augenhöhe.
In der Angehörigensprechstunde erhalten zudem Familienangehörige Raum für Fragen, Sorgen und können sich austauschen. „Viele Angehörige fühlen sich anfangs allein mit ihren Fragen. Doch das muss nicht so sein. Es tut gut, sich verstanden zu fühlen – und gemeinsam Lösungen zu finden“, berichtet Neumann. Unterstützung finden Familienmitglieder auch beim Sozialdienst des Klinikums der ihnen bei organisatorischen Fragen zur Seite steht – zum Beispiel bei Themen wie Pflegegrad, Kurzzeitpflege oder Entlassungsmanagement.
Auch aus neurologischer Sicht ist das Thema Demenz hochrelevant, betont Dr. Hakan Cangür, Chefarzt der Klinik für Neurologie im Klinikum Wolfsburg: „Demenz ist keine reine Alterserscheinung. Es handelt sich um eine ernstzunehmende Erkrankung des Gehirns, die eine differenzierte Diagnostik und eine individuelle Betreuung braucht – gerade im Krankenhaus. Unser Ziel ist es, in der Patientenversorgung kognitive Einschränkungen früh zu erkennen und bei erforderlichen stationären Aufenthalten die Behandlungen sowie das Umfeld optimal anzupassen.“
Zum Hintergrund: Menschen mit Demenz reagieren oft sensibel auf Reize, Veränderungen oder neue Umgebungen. Orientierungslosigkeit, Angst oder Unruhe können die Folge sein – und im schlimmsten Fall die Genesung verzögern oder die Demenz erst auftreten lassen bzw. verschlechtern. Ein sensibler Umgang, ein ruhiger Tagesablauf und individuell abgestimmte Pflege sind daher entscheidend. Hier setzt das Team im Klinikum an – interdisziplinär, engagiert und mit einem wachen Blick auf die kleinen Dinge, die Großes bewirken.
Der Welt-Alzheimertag will weltweit für mehr Verständnis und Unterstützung für Menschen mit Demenz werben. Das Klinikum Wolfsburg nutzte diesen Anlass, um zu zeigen: Demenz geht uns alle an und ist auch im Klinikalltag sichtbar – das Personal begegnet ihr mit Kompetenz und Respekt.