Mit eisernem Willen durch die Nacht
Vier Teilnehmer aus Wolfsburg und Umgebung meistern den Mammutmarsch

Von links nach rechts: Cornelia „Conny“ Neugebauer, Jessica Kula, Heidelore „Heidi“ Langer und Lothar „Lotti“ Langer während des Mammutmarschs in München – das Foto entstand nach 30 Kilometern.Foto: privat
Wolfsburg. Am Morgen des 13. September ging es los: Lothar und Heidelore Langer aus Wolfsburg, Cornelia Neugebauer aus Jerxheim und Jessica Kula aus Querenhorst stellten sich in München einer Herausforderung, die für alle Neuland war – 100 Kilometer in weniger als 24 Stunden. Für die vier war schon der Start von Anspannung geprägt, denn niemand konnte sicher sein, ob die Kräfte wirklich bis zum Ziel reichen würden. Die ersten Kilometer führten noch durch sonnige Straßen, und die Stimmung war gut, doch jeder spürte die bevorstehenden Anstrengungen bereits in den Beinen.

„Wir wussten nicht, ob wir es schaffen“, beschreibt Lothar Langer die Unsicherheit vor den ersten Kilometern. Die Nacht würde noch lang und herausfordernd werden, und die vier merkten schnell, dass die Distanz weit mehr von ihnen abverlangen würde, als sie sich vorgestellt hatten. Besonders die letzten 20 Kilometer verlangten alles ab – jeder Schritt wurde zum kleinen Sieg über den eigenen Körper. Immer wieder mussten sie sich innerlich motivieren, die Füße schmerzten, und jeder Kilometer fühlte sich länger an als der vorherige.

Für Heidelore Langer war es ein Marsch über die eigene Grenze hinaus: „Noch einmal würde ich keine 100 Kilometer gehen. Aber die Medaille in der Hand zu halten, das war großartig.“ Schon nach wenigen Stunden spürte sie die ersten Blasen am Fuß, und der einsetzende Regen in den Nachtstunden erschwerte das Vorankommen erheblich. Doch das Quartett unterstützte sich gegenseitig, jeder motivierte die anderen, und gemeinsame Pausen stärkten den Zusammenhalt. Die Gespräche wurden seltener, jeder war mit seinen eigenen Gedanken und Schmerzen beschäftigt, aber das gegenseitige Anspornen trug sie weiter.

Auch Cornelia Neugebauer, die älteste im Team, war überrascht, dass sie es bis ins Ziel schaffte. „Eigentlich wollte ich bei 70 Kilometern aufhören. Aber als wir die Marke überschritten hatten, war Aufgeben keine Option mehr.“ Trotz falscher Schuhwahl und brennender Fußsohlen marschierte sie mit stoischer Disziplin weiter. Besonders die langen Isar-Uferstrecken in der Dunkelheit und der Regen machten jeden Schritt zur Herausforderung. Aber das Quartett ließ sich nicht entmutigen – jeder Kilometer war ein kleines Erfolgserlebnis, das sie enger zusammenschweißte.

Die Stunden zwischen zwei und fünf Uhr morgens waren wohl die härtesten: Der Regen peitschte auf die Ponchos, die Stirnlampen beleuchteten nur kleine Abschnitte des Weges, und die Müdigkeit setzte allen zu. „Die letzten Kilometer zogen sich wie Kaugummi“, erinnert sich Jessica Kula. Immer wieder mussten sie kleine Pausen einlegen, um die Füße zu schonen, doch das Ziel war immer in Sicht – zumindest in Gedanken. Die Stille der Nacht, nur unterbrochen vom Tropfen des Regens und dem eigenen Atem, machte die Erfahrung intensiv und gleichzeitig surreal.

Am Ende hatten die vier die 100 Kilometer tatsächlich geschafft – erschöpft, durchnässt, aber überglücklich. „Das war eine einmalige Erfahrung“, sagt Jessica Kula. Für die Gruppe war es nicht nur ein körperlicher Triumph, sondern auch ein Beweis für Zusammenhalt und Durchhaltevermögen. Die Medaillen, die sie erhielten, waren Symbol für eine Leistung, die sie so schnell nicht vergessen werden. Trotz Schmerzen, Regen und Müdigkeit überwog die Freude und das Glück, etwas gemeinsam geschafft zu haben, was sie vorher nicht für möglich gehalten hatten.

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