„Es sind ohne Informationen die Schilder verändert worden“, erzählt sie zunächst. Nach Angaben der Anwohnerin betrifft die neue Beschilderung unter anderem Wege in der Rembrandtstraße, am Schwefelpark sowie am Grenzweg an der Mühlenriede in Richtung Sülfeld. „Dieser Weg führt über eine kleine Brücke, wo dann ein schöner, viel genutzter Spazierweg ist. Da befindet sich auch ein großer Spielplatz“, berichtet sie.
„Auch wird dieser Weg als Schulweg genutzt, da die Fallersleber Kinder nicht die stark befahrene Straße überqueren müssen, sondern unter der Unterführung durchfahren“, fügt sie hinzu. Somit sind auch Kinder von dem Verbot betroffen. Die Anwohnerin fragt sich, was bei Kindern und Jugendlichen passiere, wenn sie den Weg dennoch benutzen.
Dabei hätten, der Anwohnerin zufolge, viele Spaziergänger, mit denen sie gesprochen habe, die neuen Schilder noch gar nicht bemerkt. „Aber die meisten finden, wie ich auch, das Ganze wirkt etwas entmündigend. Wenn ich bei alter Beschilderung – auf eigene Gefahr – stürze und mich verletze, bin ich dieses Risiko selbst eingegangen. Das ist dann meine Entscheidung. Aber wenn der Weg gesperrt ist, darf ich dort nicht lang. Wer entscheidet, wann es zu glatt ist, um dort langzulaufen?“ fragt sie.
Die Anwohnerin vermutet, dass die Schilder stadtweit angebracht werden: „Ich gehe davon aus, dass diese Schilder in ganz Wolfsburg angebracht werden“, sagt sie. Die Sperrung des Weges sieht sie kritisch: „Darf man da jetzt nicht mehr durchgehen? Hat man uns als Bürger jetzt noch die Eigenverantwortung entzogen, selbst zu entscheiden, ob ich wann und wo langgehe und ich selber entscheide, ob ich das Risiko eingehe, den Weg im Winter zu benutzen?“
Die Stadt Wolfsburg bestätigt auf Nachfrage der WAZ, dass derzeit im gesamten Stadtgebiet Schilder ausgetauscht oder ergänzt werden. Florian Reupke, Pressesprecher der Stadt Wolfsburg, erklärt, warum die Beschilderung verändert wurde: „Bisher gibt es in Wolfsburg verschiedene Beschilderungen zum Winterdienst, in einigen Bereichen fehlten auch noch Schilder. Die Schilder, die jetzt ersetzt, beziehungsweise ergänzt werden, entsprechen den Anforderungen der aktuellen Rechtsprechung. Der Austausch dieser Schilder erfolgt aus Gründen der Verkehrssicherungspflicht im gesamten Stadtgebiet.“
Konkret bedeute das, dass die Flächen bei nicht geräumtem Schnee und unbehandelter Glätte gesperrt beziehungsweise seitens der Stadt Wolfsburg nicht zur Nutzung freigegeben seien. Die Konsequenz: „Wer sie dennoch betritt, handelt auf eigene Gefahr“, sagt Reupke.
Der Unterschied in der Formulierung mag auf den ersten Blick klein wirken, hat aber rechtliche Konsequenzen. Während der alte Hinweis „nicht gestreut“ lediglich eine Information darstellte, dass kein Winterdienst stattfindet, bedeutet der neue Zusatz „gesperrt“, dass die Wege offiziell nicht freigegeben sind. Damit soll die Stadt im Falle von Unfällen ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen – und vermeidet gleichzeitig Haftungsrisiken.