Dem mobilen Bratwurststand in
der Fußgängerzone droht das Aus
Heinrich Mund verkauft seit 16 Jahren Würstchen in der Fußgängerzone – Genehmigung läuft aus

Heinrich Mund verkauft gegrillte Würstchen in der Innenstadt. Ende der Woche ist damit jetzt erst einmal Schluss.Foto: Britta Schulze
Wolfsburg. Diesen Bratwürstchen-Stand kennt wohl fast jeder in Wolfsburg - doch bald könnte er aus der Fußgängerzone verschwinden. Seit mehr als 16 Jahren grillt Heinrich Mund Bratwürste an der Ecke Rothenfelder Straße - auf Höhe von C&A. Doch damit ist vorerst Schluss. Auf einem A4-Aushang kündigte das „Bratwurst-Team Wolfsburg“ den letzten Verkaufstag an. Die Lizenz, ausgestellt von der Stadt, läuft aus. Tritt alles so ein wie angekündigt, werden am 22. November vorerst zum letzten Male gegrillte Würstchen über die Theke gereicht.

Noch liegt der Duft von gegrillten Würstchen in der Luft. Ein Radio mit Batteriebetrieb sorgt für Musik bei der Arbeit. Es ist Mittagszeit. „Da ist immer am meisten los”, erzählt Heinrich Mund und wendet dabei die Bratwürste auf dem Gasgrill. Rund sechs Minuten braucht das Grillgut im Naturdarm, bis es entweder in einem Brötchen oder auf einer Pappe serviert werden kann.

Dreimal schneidet der 79-jährige Verkäufer die Bratwurst ein. „Dann wird sie schön gleichmäßig braun“, erklärt er. Der Imbissstand ist im Prinzip ein umgebautes Fahrrad. Das Grillgut befindet sich in einer Kühlbox auf dem Gepäckträger. „Dort wird es für die Dauer des Verkaufstages frisch und kühl gehalten“, erläutert der Verkäufer, der sein eigentliches Berufsleben bei VW verbracht hat und jetzt an drei Tagen in der Woche hinter dem Grill steht.

„Ich mache das hier, weil es mir Spaß macht. Es ist irgendwie mein Baby“, sagt er und lächelt als er eine Bratwurst in ein Brötchen legt und Senf aus einer Tube darüber verteilt. Manchmal gibt es auch Sonderwünsche. „Ich hätte gerne noch ein bisschen Ketchup neben dem Senf“, sagt ein Kunde und hastet anschließend über die Fußgängerampel an der Rothenfelder Straße.

So richtig willkommen habe sich der mobile Imbiss, der mit dem launigen Slogan „Drei Gänge Menü - Bratwurst, Brötchen, Senf“ wirbt, in Wolfsburg oft nicht gefühlt. Die anderen Standorte, wie in der Nähe des Designer Outlet-Centers oder vor der Drogerie Müller mussten wieder geräumt werden. Und nun soll auch an der Rothenfelder Straße vorerst Schluss sein. Die Genehmigung läuft am Samstag aus.

„Eigentlich sollte der Bratwurststand schon am 1. Juli weg, doch wir durften dann doch noch bis zum Beginn des Weihnachtsmarktes verlängern“, erzählt er. Dieser startet bekanntlich am kommenden Montag in der Porschestraße. Die Bratwurst der Fleischverarbeitung Kinnius aus Osnabrück, die Heinrich Mund verkauft, sei offenbar der Konkurrenz aus Wolfsburg ein Dorn im Auge, mutmaßt der Verkäufer. Heinrich Mund ist der Meinung, dass König Kunde eben die Wahl habe. „Wir tun doch keinem was, wer auf dem Weihnachtsmarkt etwas essen möchte, kann das tun und wer zu anderen Gastronomen gehen möchte, dem steht das frei – oder der Kunde kommt eben zu uns“, sagt er zur Konkurrenzsituation.

Über die Jahre hinweg habe sich eine Stammkundschaft entwickelt, die dem Imbiss die Stange halte und auch schon im Rathaus vorstellig geworden sei, so Mund. „Die Kunden, egal welchen Alters, sind enttäuscht und kündigten an, bei der Stadt Alarm schlagen zu wollen.“

Gäste, die sich in der Mittagspause was zu essen holen, schütteln den Kopf. Sie haben unisono eine klare Meinung. „Es wäre wirklich schade, falls der Stand hier nichts mehr verkaufen darf. Er ist in Wolfsburg eine Institution“, meint Frank Henkel, der sich gerade eine Bratwurst gekauft hat.

Ein anderer Kunde ist hörbar aufgebracht. „Dieser Imbiss ist doch keine Konkurrenz für die Gastroszene vor Ort. Es gibt doch kaum noch Möglichkeiten in Wolfsburg eine Bratwurst zu kaufen“, ärgert sich R. Krug. Warum solle etwas Traditionelles wie ein Bratwurststand aus der Stadt verschwinden?

„Die Betreiber des Standes geben sich Mühe und machen auch keinen Dreck“, meint er und zeigt dabei auf einen Abfalleimer, in den die Kunden die Pappe und die Servietten nach dem Essen werfen könnten. Krug besuche den Stand regelmäßig, „als ich gehört habe, dass geschlossen werden soll, bin ich jetzt fast jeden Tag da“, erzählt er. „Ich drücke die Daumen, dass hier ein kleiner Teil, der vielfältigen Gastronomie beibehalten werden kann“, sagt er abschließend.

Wie geht es im kommenden Jahr 2026 mit dem Imbiss weiter? Erteilt die Stadt keine Genehmigung mehr, oder vielleicht doch? Aus dem Wolfsburger Rathaus hieß es dazu auf WAZ-Anfrage, dass die Sondernutzung des Bratwurstimbiss befristet gewesen sei. „Die Verwaltung hat die Antragstellung auf Verlängerung geprüft und kann die Sondernutzungserlaubnis verlängern. Der Antragsteller wird informiert“, teilte Ralf Schmidt, Pressesprecher der Stadt Wolfsburg, mit.

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