Dabei arbeiten viele Beschäftigte regelmäßig länger als geplant und gehören zum Alltag. „Auch Schichtarbeit ist eine Riesenherausforderung für die Beschäftigten: Gerade der Wechsel von Früh-, Tages-, Spät- und Nachtschicht reibt viele Menschen auf“, ergänzt Derer.
Dabei sieht sie vor allem die Pläne der Bundesregierung, das Arbeitszeitgesetz zu verändern, sehr kritisch: „Der Bund will den 8-Stunden-Tag kippen. Künftig sollen 12-Stunden-Schichten möglich sein. Das darf auf keinen Fall passieren. Die Beschäftigten würden das teuer bezahlen – und zwar mit ihrer Gesundheit." Die NGG ruft ihre Mitglieder dazu auf, sich an der bundesweiten Kampagne des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) „Mit Macht für die 8“ zu beteiligen.
Die Gewerkschaft warnt vor „zu viel Arbeit am Stück“. Wer regelmäßig mehr als 10 Stunden am Tag oder über 40 Stunden in der Woche arbeite, der werde das irgendwann merken, betont Derer: „Es fängt mit Kopfschmerzen und Schwindelgefühl an.“ Auch Verdauungsstörungen und Schlafstörungen seien oft Folgen von einer zu langen Arbeitszeit. „Viele Beschäftigte ignorieren diese Signale. Richtig schlimm wird es, wenn Überstunden in Dauerschleife zu einem Burnout, zu Depressionen, Diabetes oder zu einem übermäßigen Alkoholkonsum führen“, ergänzt sie.
Besonders belastend seien auch unregelmäßige Arbeitszeiten: „Vor allem Früh-, Spät- und Nachtschichten bringen die innere Uhr enorm durcheinander. Wenn die dann noch im Wechsel laufen, wird es für die Gesundheit schnell kritisch“, so Derer. Gerade auch in der Lebensmittelindustrie gebe es oft Wechselschichten. „Rückenschmerzen, Müdigkeit und Niedergeschlagenheit sind typische Phänomene bei der Arbeit in wechselnden Schichten“, fügt sie hinzu. Laut der Gewerkschaft klagen rund die Hälfte der Beschäftigten über Schlafstörungen.
Zudem seien lange Arbeitstage auch aus Sicht des Arbeitsschutzes nicht ungefährlich: „Denn das Unfallrisiko steigt nach 8 Stunden stark an. Die Ermüdung nimmt zu, die Konzentration ab. 10 Stunden und mehr am Stück sind hoch riskant. Ab der 12. Stunde passieren statistisch doppelt so viele Unfälle wie bei einem 8-Stunden-Tag“, erklärt Derer, dabei beruft sie sich auf arbeitsmedizinische Untersuchungen. Eine hohe Wochenarbeitszeit wirke sich auch auf das Schlaganfallrisiko aus. Dies steige bei 41 bis 48 Wochenstunden um 10 Prozent. Bei 55 und mehr Stunden pro Woche sogar um 33 Prozent.
„Gleichzeitig erschweren noch längere Arbeitszeiten die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Wer holt das Kind aus der Kita ab oder unterstützt pflegebedürftige Angehörige, wenn überlange und unplanbare Arbeitstage die Regel sind?“, sagt Derer. Die NGG spricht sich deshalb klar für ein „Hände weg vom Arbeitszeitgesetz“ aus.
Derer fordert, dass am 8-Stunden-Tag nicht gerüttelt wird, damit der gute Gesundheitsschutz bestehen bleibt. „Wer die Tageshöchst-Arbeitszeitgrenze aus dem Gesetz streicht, sägt an einem zentralen Pfeiler des Arbeits- und Gesundheitsschutzes. Das müssen die Bundestagsabgeordneten aus Wolfsburg und der Region wissen und mit nach Berlin nehmen“, fügt sie hinzu.