„Die Entscheidung ist ein wichtiger Meilenstein für die Entwicklung des Nordkopfes und der Innenstadt. Wir haben dort beste Voraussetzungen mit der Autostadt, dem Phaeno, dem ICE-Bahnhof und dem DOW”, sagte Oberbürgermeister Dennis Weilmann.
Allerdings sei seit der Eröffnung des Phaeno die verkehrliche Situation dort nur provisorisch geregelt. Mit der Neuregelung werde es gelingen, die Wegebeziehungen zwischen den oben genannten Destinationen deutlich zu verbessern. Es würden neue Möglichkeiten für grüne Oasen, neue Gastronomie und eine deutlich verbesserte Aufenthaltsqualität geschaffen, so der Oberbürgermeister.
Des Weiteren sei durch den Grundsatzbeschluss sichergestellt, dass der Busverkehr weiter funktioniere. „Die verkehrlichen Fragen haben wir nie ideologisch gestellt, es ging immer darum: Was nutzt der Innenstadt?“, betonte Weilmann. Wolfsburg sei eine Autostadt und werde es auch bleiben, und es sei weiterhin möglich, auch mit PKW in die Innenstadt zu fahren.
Laut Beschluss soll der künftige ZOB in zwei zentrale Umsteigepunkte aufgeteilt werden. Erstens in den sogenannten „CityHub“, mit acht statt bisher zwölf Haltestellen in der nördlichen Porschestraße am heutigen Standort des ZOB. Als zweiter Umsteigepunkt soll der „RegioHub“ entstehen. Dieser soll westlich, in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs liegen. Dort soll in Zukunft der regionale und überregionale Busverkehr gebündelt werden.
Die Stadt verfolgt mit den Planungen mehrere Anliegen: Eines davon ist die Anbindung der Designer Outlets an die Fußgängerzone, die Porschestraße. Bekanntermaßen erfreuen sich die Geschäfte im Outlet großer Beliebtheit und die in den vergangenen Jahren gebeutelte Innenstadt soll von den Kundenströmen am Nordkopf profitieren.
Damit die Menschen künftig besser in den südlichen Bereich der Innenstadt gelangen können, soll es Fußgängern durch eine nahezu autofreie Zone im Norden schmackhaft gemacht werden. In der vom Rat beschlossenen Vorlage heißt es dazu, dass der Bereich des Nordkopfes künftig vom motorisierten Individualverkehr freigehalten werde.
Das umfasse den Willy-Brandt-Platz vor dem Bahnhof und dem Phaeno, den Bereich der Straße „An der Vorburg“ südlich der Tiefgaragenzufahrt zum Phaeno, sowie die Heßlinger Straße westlich der Zufahrt zur Alessandro-Volta-Straße und die Porschestraße.
Das bedeutet: Wer von Osten kommend zum Hauptbahnhof möchte, wird durch den Tunnel fahren müssen. Das gilt auch für den ÖPNV, also die Busse, die bisher „über“ den Tunnel fuhren und zukünftig „im“ Tunnel fahren sollen. Am Bahnhofsgebäude soll ein sogenannter „Kiss&Ride“-Bereich für Reisende eingerichtet werden.
Auch das Phaeno-Parkhaus und das DOW werden für Autos, die von Osten kommen, neu angebunden. Zwischen dem Nordkopf-Tower und der Porschestraße 1 soll ein Mini-Kreisel eingerichtet werden, damit Busse der WVG dort wenden können.
Hans-Georg Bachmann (SPD/Ratsfrau Broedermann) sagte: „Wir schaffen Ankerpunkt.“ Er zählte die am Nordkopf sichtbaren Baustellen wie das Medical Office als auch noch Planungen befindliche Projekte wie die Brawo City oder Lupus zählte er auf. Das Wachsen des DOW in Richtung Innenstadt werde ermöglicht.
Mit der autofreien Zone, den grünen Oasen und der damit gesteigerten Aufenthaltsqualität werde das Bild am Nordkopf verbessert und damit das Eingangstor zur Innenstadt. Die beiden Bushubs stellten einen Kompromiss dar. Der Regiohub müsse noch mit dem Regionalverband abgestimmt werden. Er kündigte an, dass die Planungen des Liniennetzes nun weitergehen können.
„Nichts hält länger als ein Provisorium”, sagte Jens Tönskötter (PUG) in seinem Beitrag und sprach damit offenbar die seit rund 20 Jahren bestehende Verkehrssituation am Phaeno an. „Dass etwas passieren muss, ist schon lange klar.“ Er sei froh über den gefundenen Kompromiss. „Die dortigen Verhältnisse haben uns dazu gezwungen.“ Auf freier Fläche wäre etwas anderes dabei herausgekommen. Er sagte, dass es auf die Detailplanung ankommen werde. Hotels, Bahnhof und DOW müssten weiterhin mit Autos und Taxen erreichbar sein.
CDU-Fraktionssprecher Christoph Michael Molnar stellte heraus, dass es mitnichten darum gehe, das Auto aus der Innenstadt zu verdrängen. „Wir stehen zu Wolfsburg als Autostadt.“ Der entscheidende Punkt für die CDU, um dem Beschluss zustimmen zu können: Am Nordkopf gebe es viele Parkmöglichkeiten. „Viele wissen das einfach nur nicht”, sagte Molnar. Der Tunnel könne in Zukunft seiner ursprünglichen Idee gerechter werden. Der gefundene Kompromiss stärke zudem auch den ÖPNV.
AfD-Mann Thomas Schlick sah es anders. Er erläuterte, warum seine Fraktion als einzige im Rat den Plänen nicht zustimmte. Dass sich Kunden künftig vom Outlet Center in die Innenstadt auf den Weg machen würden, stellte Schlick in Frage. „An diese Version glauben wir nicht, das ist der Unterschied zu den anderen Fraktionen.“ Durch den Beschluss werde zwar das DOW gestärkt, aber der Handel in der Porschestraße geschwächt.
Frank Richter (Grüne) erinnerte daran, dass der Bus Hub schon vor längerer Zeit in die Nähe des Bahnhofs gerückt werden sollte. Das Teilen der Busbahnhöfe sei eine gute Lösung. Der gefundene Kompromiss werde von den Grünen unterstützt. „Der Zustand dort erfordert, dass etwas passiert“, so Richter. Auch seine Partei möchte das Auto in der Innenstadt weiter ermöglichen, strebe aber eine gerechtere Verteilung an. Von den geplanten grünen Oasen erhoffe sich Richter viel, „nicht nur drei Kübel mit einem Baum darin.“